Die Geschichte der Bienen von Maja Lunde


Erster Satz:

"Wie verwachsene Vögel balancierten wir auf unseren Ästen, das Plastikgefäß in der einen Hand, den Federpinsel in der anderen."


 

Ich habe lange überlegt, wie ich meine Gedanken zu diesem Buch in Worte fassen kann, denn einerseits ist es eine unheimlich wichtige Geschichte, die eigentlich jeder lesen sollte. Andererseits hingegen... nun, meiner Meinung nach ist die Autorin ein wenig zu sehr über`s Ziel hinausgeschossen. Wollte zu viel, den Lesern zu viel Unterhaltung bieten, zu viele Fakten und zu viel Wissenschaftliches. Herausgekommen ist ein wilder Mix aus Dystopie, historischem Roman und Sachbuch, bei dem ich zwischendurch immer mal wieder den Eindruck gewann, dass der Autorin die Luft ausging. Schade, denn dass Maja Lunde unheimlich gut mit Worten umgehen kann, fast schon melodiöse Sätze aufs Papier bringt, das beweist sie auf diesen knapp über 500 Seiten zur Genüge. 

 

"Die Geschichte der Bienen" ist in drei Erzählstränge aufgeteilt, die ständig untereinander wechseln. Jeder Strang spielt in einer anderen Zeit und in einem anderen Land und doch finden am Ende alle zueinander:

 

Im Jahr 1852 in England leidet der Biologe und Samenhändler William unter einer schweren Depression, hat sich selbst aufgegeben und seit Wochen das Bett nicht mehr verlassen. Der Grund dafür ist die Abweisung seines Mentors Rahm, der ihn eigentlich in seinen biologischen Forschungen unterstützen sollte, ihm aber nur fehlende Leidenschaft und Interesse bescheinigt. Und so sieht William selbst sich als Forscher gescheitert, überlässt sein Geschäft, seine Frau und seine sieben Kinder sich selbst und pflegt sein Selbstmitleid....bis Charlotte, die pfiffigste seiner Töchter, ihm einen Denkanstoß zu einem völlig neuen und bahnbrechenden Bienenstock gibt.

 

Im Jahr 2007 in Ohio, USA arbeitet der Imker George hart dafür, seine Bienenfarm und damit das Erbe seines Sohnes Tom, der aber eigentlich Journalist werden will, ständig zu vergrößern. George liebt seine Bienen und geht sehr sorgfältig mit ihnen um, doch dann trifft auch ihn eines Tages das gefürchtete CCD, das Colony Collapse Disorder. Die Bienen verschwinden plötzlich und keiner weiß, wohin und wieso.

 

Im Jahr 2098 in China gibt es schon längst keine Bienen mehr. Tao ist eine jener Arbeiterinnen, die Tag für Tag zehn Stunden lang mit Hühnerfederpinsel und einem Gefäß voller Blütenpollen in den Bäumen herumklettern und die Blüten von Hand bestäuben. Für ihren Sohn Wei-Wen wünscht sie sich mehr als alles andere ein besseres Leben und übt mit dem Dreijährigen in ihrer knappen Freizeit das Lesen und Rechnen. Auf einem Ausflug passiert Wei-Wen jedoch etwas Mysteriöses, was nicht nur Taos Leben auf den Kopf stellt, sondern die ganze Welt.

 


"Hundert Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs war die Erde kein Lebensraum mehr, der von Milliarden Menschen bevölkert werden konnte. Im Jahr 2045 gab es keine Bienen mehr auf der Welt." - Zitat Seite 441


 

Nun ist der Aufbau und die Umsetzung dieses Romans sicherlich Geschmackssache. Des weiteren dürfte auch wohl so ziemlich jeder Mensch auf diesem Planeten schon mitbekommen haben, dass die Aussage hinter "Die Geschichte der Bienen" keine Fiktion sondern traurige Tatsache ist. Der Mensch nimmt der Biene, diesem kleinen und doch so wichtigen Insekt, immer mehr Lebensraum und tötet sie durch Einsatz von Pestiziden. Was, wenn es in 25 Jahren tatsächlich keine Bienen mehr auf der Welt gibt?

 

Und genau deshalb ist dieses Buch so wichtig! Wichtig, um uns die absolute Notwendigkeit, dem Schutz der Bienen oberste Priorität zu geben, einmal mehr ins Gedächtnis zu rufen. Die kleinen Stacheltiere sind in diesem Roman ganz klar die Hauptprotagonisten und werden dem Leser immer sympathischer, so dass sicherlich der ein oder andere nach dem Ende der Lektüre darüber nachdenken wird, sich selber einen Bienenstock in den Garten zu stellen.

 

"Die Geschichte der Bienen" ist jedoch auch eine Familiengeschichte - und das sogar gleich dreimal. Eine Geschichte über falsche Erwartungen, große Enttäuschungen und fehlende Kommunikation. Eine Geschichte der Hoffnung und des großen Leids. Und eine Geschichte die uns eins deutlich klarmacht: Wenn die Bienen verschwinden, gibt es für niemanden ein Happy End. MEIN FAZIT lautet hier: 3,5 VON 5 GLITZERSTERNEN.

 

 


INFOS ZUM BUCH

 

TITEL: Die Geschichte der Bienen

AUTORIN: Maja Lunde

REIHE: Teil 1

VERLAG: btb (www.btb-verlag.de)

 

ISBN: 978-3-442-71741-5

ERSCHIENEN im September 2018 (Taschenbuchausgabe)

FORMAT: Taschenbuch

SEITEN: 528

PREIS: 11,00 Euro

 

AUS DEM NORWEGISCHEN von Ursel Allenstein

TITEL DER ORIGINALAUSGABE: Bienes Historie

 


Offenlegung: Diese Ausgabe von "Die Geschichte der Bienen" ist selbst gekauft und liegt keiner Kooperation zugrunde. Insofern handelt es sich hierbei nicht um Werbung sondern schlicht um Informationen für andere Buchbegeisterte.

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