Harz - Wintercamping mit ohne Schnee

* selbst finanzierter Urlaub 


Eigentlich war es anfangs nur eine fixe Idee, über Silvester 2015/16 ein paar Tage wegzufahren. Klar war sowieso, dass alles, was in Frage käme, bereits seit Wochen ausgebucht wäre und somit nur Camping übrig bliebe. Aber im Winter? Neee....

Oder doch? Es ist ja nun nicht so, dass unsere "Villa am Haken", unser kleiner Oldtimer-Wohnwagen, keine funktionierende Heizung hat. Und da ich das erste Mal seit 2012 zu Silvester nicht arbeiten musste, sollten wir da nicht einfach doch wegfahren? Aber wohin? Bei nur drei freien Tagen dürfte die Anreise nicht länger als unbedingt nötig dauern.

Mein Favorit war natürlich die Nordsee, da ich immer schon mal im Winter dorthin wollte. Aber selbst der kürzeste Weg ans Meer schien uns noch zu zeitaufwändig. Also umdisponiert und genau aufs Gegenteil gekommen: Ab ins Grüne! In diesem Fall in den Harz, der nur etwa 1,5 Autostunden entfernt liegt. Flugs unseren dortigen Lieblingscampingplatz angerufen.....und direkt auf den Boden der Tatsachen geholt worden: Ausgebucht! Hääääh?!?

Tja, Wintercamping erfreut sich also offenbar großer Beliebtheit. Zum Glück gibt es aber noch den ein oder anderen weiteren Campingplatz im Harz und so fand der Göttergatte Christian dann auch schnell eine Alternative, bei der wir quasi mitten im Wald stehen würden. Ihr könnt Euch unsere Vorfreude sicherlich vorstellen....drei Tage lang durch den Wald wandern, Sightseeing, Lagerfeuer und Lesen. Gibt es was Besseres? (Okay, vier Tage wären natürlich besser. Und fünf Tage wären noch besser. Usw....)

 

Ins Polstertal bei Clausthal-Zellerfeld sollte es nun also gehen. Dieser Platz liegt wirklich in der Mitte von Nirgendwo, eine huckelige Piste führt irgendwann von der Bundesstraße ab in den Wald hinein und dann ist man da: Mitten im Grünen, ohne Handy-Empfang, ohne WLAN....einfach nur in der Natur.

Jedoch leider auch ohne Schnee. Wir hatten etwa 8 Grad plus und immer mal wieder feinen Nieselregen, was unserer Freude allerdings keinen Abbruch tat, denn 10 Meter von unserem Wohnwagen entfernt war wirklich nur noch Wald. Und damit meine ich nicht Wanderwege-Wald sondern Wildnis-Wald. Herrlich!

Wir hatten also ein Paradies für uns und für unsere Hunde sowieso direkt vor der Wohnwagentür und haben dies auf verschiedenen Spaziergängen auch ausgiebig erkundet bzw. erschnüffelt. Ganz in der Nähe des Campingplatzes und mitten im Wald befindet sich sogar ein recht großer Badesee, was uns zu dem Schluss kommen liess, dass wir hier nochmal irgendwann im Sommer Station machen wollten.

 

Sightseeing muss aber natürlich auch sein und so machten wir uns am nächsten Tag auf in die nähere Umgebung, um anzugucken, was es anzugucken gab. Als Warnung vorweg muss ich dazu allerdings sagen, dass, wenn im Reiseführer steht, dass diese oder jene Attraktion Neujahr geschlossen hat, es nicht zwangsläufig bedeutet, dass dann Silvester offen ist. Hört sich unlogisch an - ist aber so!

 

Erster Versuch: Die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Mittelbau-Dora. Dass es überhaupt ein KZ in dieser Gegend gab, war mir bis dato völlig unbekannt. Allerdings muss es im zweiten Weltkrieg auch eher eine Notlösung gewesen sein, da ein Teil der Rüstungsindustrie, nachdem die Produktion in Peenemünde völlig zerbombt war, hierher verlegt und fortan unterirdisch in Stollen weiter produziert wurde. Die Gefangenen, die größtenteils vom nahe gelegenen KZ Buchenwald bei Weimar kamen, arbeiteten und lebten in den Stollen, in denen konstante 8 Grad herrschten. Dass die Menschen, die sowieso körperlich in einem mehr als schlechten Zustand waren, dort der Reihe nach starben, muss wohl nicht extra erwähnt werden.

Das Gelände der Gedenkstätte war nun also frei zugänglich, als wir uns jedoch im Museum nach Führungen durch die Stollen erkundigen wollten, wurden wir von einer verschlossenen Glastür, einem hinter dieser Glastür vor lauter Aufregung beinahe Salto schlagenden Schäferhund und einem nicht sehr intelligent, dafür starr geradeaus guckenden und scheinbar auf seinem Stuhl festgewachsenem Wachmann empfangen. Ich meine, der gute Mann hätte ja auch mal zur Tür kommen und mit uns kommunizieren können....aber es kann auch sein, dass der gar nicht echt war. Der hat sich nämlich überhaupt nicht bewegt. Nicht für uns und nicht für die Insassen der anderen drei Autos, die nach und nach noch eintrudelten.

Tja, da müssen wir dann also ein anderes mal hierher kommen, um uns die komplette Gedenkstätte anzusehen. (Nicht, dass uns das was ausmachen würde. Ist ja nun nicht so, dass wir reisen doof finden...)

Zweiter Versuch: Burgruine Hohnstein. Ich liebe ja so alte und möglichst verfallene Bauwerke. Die haben eine ganz spezielle Atmosphäre und es ist toll, zwischen den Gemäuern umherzugehen und sich vorzustellen, wie es dort wohl vor ein paar hundert Jahren ausgesehen haben mag.

Problem: Regen! Noch dazu ein etwa 30minütiger Aufstieg zur Burg und natürlich kein Regenschirm dabei. Erwähnte ich bereits, dass wir planen, nochmal in diese Gegend zu kommen?

 

Dritter Versuch: Rabensteiner Stollen. Der - laut Reiseführer - spektakulärste Besucherstollen des Harzes. Noch dazu geöffnet!!!....und rappelvoll. Um bei einer Führung mitzumachen, hätten wir etwa zwei Stunden warten müssen. Ihr ahnt vermutlich, dass wir vorhaben, wiederzukommen, oder?

Wenn man auf der Suche nach Entertainment kreuz und quer durch den Harz kurvt, kommt man an Ortschaften mit so lustigen Namen wie Niedersachswerfen oder Netzkater vorbei. In diesem Netzkater haben wir eine Kaffeepause in einem total urigen Blockhaus mit Holzofen eingelegt, das über ein sehr gemütliches Ambiente verfügte. Und vor allem über ein leises. Denn hier gab es WLAN! Für umpe (westfälisches Wort für "gratis")!!! Daher auch die andächtige Stille, denn Internet-Empfang ist im Harz ja nunmal Mangelware.

 

Abends hiess es dann: Füße hoch, bekochen lassen, Lagerfeuer und gaaaanz entspannt ins neue Jahr hinein....lesen. Ja, richtig! Lesen! Wer sagt denn, dass man feiern muss? (Auf dem Campingplatz ist Feuerwerk übrigens verboten, was ich nur absolut begrüßen kann.)

Katerfrei und nach einem ausgiebigen Frühstück im Bett ging es dann Neujahr auf eine absolut grandiose Wanderung: Am Tag zuvor waren wir zufällig am Oderteich, einer historischen Talsperre,  vorbeigekommen und hatten gesehen, dass diese kein Wasser hatte. Sah interessant aus und wir beschlossen, uns das Ganze nochmal aus der Nähe anzusehen. Dies erwies sich als absolut richtige Entscheidung, denn an diesem Tag war es extrem neblig und der zwecks Wartungsarbeiten abgelassene Teich wirkte märchenhaft und gespenstisch schön auf uns. Hier lasse ich nun lieber Bilder sprechen...

Der Oderteich war übrigens bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die größte Talsperre Deutschlands und gehört gemeinsam mit anderen Bauwerken des Oberharzer Wasserregals zum UNESCO-Weltkulturerbe.

 

Am nächstem Tag, unserem Abreisetag, sollten wir dann noch im Wald eine sehr seltene Entdeckung machen: Haareis braucht ganz bestimmte Bedingungen, damit sich die feinen Eisnadeln auf morschem und feuchtem Totholz bilden können. Ich hatte sowas vorher noch nie gesehen und es war ein schöner Abschluss unserer Stippvisite im Harz.

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