Das Mädchen, das in der Metro las von Christine Féret-Fleury

*Werbung/Rezensionsexemplar   


"Wo versteckten sich ihre Reisebegleiter, Graf Peter aus Krieg und Frieden, die neckische Alice, Pippi Langstrumpf mit ihren Muskeln, die ein Pferd heben konnten, Aladdin und Crazy Horse, wo waren Cyrano de Bergerac und all die Frauen, von denen sie geträumt hatte und über deren Schicksale und Leidenschaften sie gegrübelt und sich damit erspart hatte, diese selbst zu durchleben? Wo waren Emma Bovary, Anna Karenina, Antigone, Phädra und Juliette, Jane Eyre, Scarlett O`Hara, Dalva und Lisbeth Salander?" - Zitat Seite 108


 

Wenn ein Bücherliebhaber dieses Cover sieht, dann stürzt er sich sofort drauf, na klar! Wie sollte er auch anders, wenn er jede Menge Bücher und eine Kaffeetasse sieht? "Lies mich und mach es dir dabei gemütlich" ruft das Buch, "ich bereite dir einen kurzweiligen Nachmittag!"....und man muss nicht lange überredet werden, denn diese Geschichte hat mit nur 176 Seiten wirklich eine angenehme "Nachmittags-Länge".

 

"Das Mädchen, das in der Metro las" entführt uns in die schönste Stadt der Welt, nämlich nach Paris. Wir begleiten Juliette auf der täglichen Metro-Fahrt zu ihrer Arbeit bei einer Immobilienfirma - einer Arbeit, die sie nicht erfüllt - und tauchen ein in die Gedankenwelt dieser sehr introvertierten jungen Frau, die eigentlich nur lesen oder fremde Menschen beim Lesen beobachten möchte.

 

Dieser Roman ist für mich typisch französisch, denn es haftet ihm von Anfang an eine gewisse Melancholie an und gleichzeitig ein Charme, den nur französische Autoren hinbekommen. 

 

 

Juliette hatte einst große Pläne. Und Träume. Träume von einer erfüllenden Arbeitsstelle, bei der sie jedem Menschen die für ihn perfekte Wohnung vermitteln würde. Sehr schnell landete sie jedoch auf dem Boden der Tatsachen; auf dem Boden einer Welt, in der alles schnell gehen muss und in der es immer nur ums Geld geht. Einer Welt, die nichts mit den vielen Geschichten gemein hat, die Juliette so sehr liebt. Die Geschichten in ihren Büchern, die sich in ihrer Wohnung und an ihrem Arbeitsplatz stapeln. 

 

Und so ist es nicht weiter überraschend, dass Juliette an ihrer Arbeit nur den Weg dorthin mag, nämlich die Zeit, die sie in der Metro verbringt. Entweder lesend oder andere Menschen beim Lesen beobachtend: Den Mann, der immer in einer Enzyklopädie über Insekten blättert, die Frau mit dem Kochbuch oder das Mädchen, das bei ihren Liebesromanen Tränen vergießt und nie über Seite 247 hinaus kommt. Diese Menschen begleiten Juliette jeden Morgen ein kleines Stück auf ihrem Weg.

 


"Sollte man eigentlich, überlegte sie, während sie einer Spinne dabei zusah, wie sie in einer Zimmerecke geschäftig ihr fast unsichtbares Netz zu spinnen begann, die Länder bereisen, die man durch Bücher lieben gelernt hatte? Gab es diese Länder überhaupt?" - Zitat Seite 107


 

Eines Tages beschließt Juliette aus einem Impuls heraus, zwei Metrostationen früher auszusteigen. Und genau das wird ihr Leben grundlegend verändern....

 

Sie entdeckt ein kleines, unscheinbares Antiquariat, in dessen Hofpforte ein Buch klemmt, schutzlos Wind und Wetter ausgesetzt. Juliette ist empört über solch eine respektlose Behandlung und befreit das Buch umgehend....und setzt damit den Grundstein zu einer Wendung in ihrem Leben.

 

Mit Zaide und ihrem Vater Soliman, der Besitzer des Antiquariats ist, treten nun zwei neue Charaktere auf den Plan: Unbekümmert und neugierig die eine, melancholisch und wie eine schwere Last mit sich schleppend der andere. Soliman ist allerdings längst nicht nur ein einfacher Buchverkäufer. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, für jeden Menschen das passende Buch zu finden und schickt seine Kuriere los, um die Menschen zu beobachten und schlussendlich mit den richtigen Büchern zusammenzubringen, die im besten Fall ihr Leben positiv verändern werden.

 

Die Leser, die Juliette jeden Morgen in der Metro beobachtet, stellen sich als Solimans Kuriere heraus und auch Juliette übernimmt nun solch einen Posten. Jedoch nicht lange.....

 

 

"Das Mädchen, das in der Metro las" ist in einer wunderbaren Sprache geschrieben und so richtig schön französisch-melancholisch. Dennoch hat mir etwas gefehlt: Die Charaktere bleiben für mich sehr blass, Juliette mit ihrem fehlenden Sozialleben und ihrer Art, alles hinzunehmen und nichts zu hinterfragen, würde ich fast schon als passiv bezeichnen. 

 

Dieser Roman ist ein Buch über Bücher - trotzdem kommen mir selbige samt ihrer Leser ein wenig zu kurz. Ich hätte gerne viel mehr über die lesenden Metro-Insassen und über die Bücher, die in neue Hände gelangen, erfahren.

 

Gelungen fand ich hingegen die Beschreibung jener Bücher, die einen neuen Besitzer gefunden haben. Einige der Bücher kenne ich selber und so kann ich den ein oder anderen Gedankengang gut nachvollziehen. Vor allem bekommt man bei dieser Lektüre Lust, mal wieder ein paar alte bzw. ältere Klassiker aus dem Regal zu holen.

 

MEIN FAZIT lautet hier: 3 von 5 GLITZERSTERNEN

 


INFOS ZUM BUCH

 

TITEL: Das Mädchen, das in der Metro las

AUTORIN: Christine Féret-Fleury

VERLAG: DuMont Buchverlag (www.dumont-buchverlag.de)

 

ORIGINALTITEL: La fille qui lisait dans le metro

ÜBERSETZUNG: Aus dem Französischen von Sylvia Spatz

 

ISBN: 978-3-83219-886-2

Erschienen im Mai 2018

FORMAT: Gebunden

SEITEN: 176

PREIS: 18,00 Euro


 

 

 

OFFENLEGUNG: Dieser Roman wurde mir vom DuMont Buchverlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt. Diese Tatsache beeinflusst jedoch in keinster Weise meine Meinung über das Gelesene, denn wie immer gilt: MEIN BLOG - MEINE MEINUNG!