Dachzeltcamping in Deutschland - Ein Wochenende Freiheit


Kurz mal weg oder auch länger und natürlich  jederzeit. Dabei autark und auf nichts und niemanden angewiesen sein. Das war es, was uns an der Idee, mit einem Dachzelt zu verreisen, reizte. Gerade in Zeiten von Corona ein unschlagbarer Vorteil, denn wo kann man der Menschheit besser aus dem Weg gehen, als beim Camping im Nirgendwo?


Ja, auch in Deutschland gibt es sehr viel Nirgendwo. Meist in der Nähe von Nie Gehört und grundsätzlich ohne jeglichen Netzempfang. Dafür mit jeder Menge Gegend der grünen Art drumherum.


Die romantische Vorstellung vom Wildcampen inmitten der Natur, in der sich Hase und Fuchs direkt vorm Zelt eine gute Nacht wünschen, ist durchaus greifbar, wenn man einige Regeln beachtet. Grundsätzlich ist es in Deutschland erlaubt, eine Nacht im Auto zu schlafen und ich persönlich mache da jetzt keinen Unterschied, ob IM Auto oder AUF dem Auto. Wege, die nicht für den öffentlichen Verkehr zugelassen sind, sind tabu. Ebenso Plätze, an denen Camping ausdrücklich untersagt ist und natürlich Privatgrundstücke. Sehr hilfreich bei der Platzsuche ist die App "Park4Night", die schön gelegene (Wander)Parkplätze aufzeigt, an denen man sich für eine Nacht aufhalten darf.


Auch hier gibt es natürlich Regeln zu beachten: Es sind Parkplätze und keine Campingplätze, was heißt, dass man sich keine Parzelle absteckt und sich auch nicht mit seinen Siebensachen breitmacht. Offenes Feuer (gerade in regenarmen Zeiten) ist strikt untersagt, es wird nichts zerstört oder verändert, niemand gestört und seinen Müll nimmt man selbstverständlich komplett wieder mit. Den Genuß alkoholische Getränke sollte man sich ebenfalls verkneifen, denn falls man den Platz doch räumen muss, sollte zumindest einer noch fahrtüchtig sein. 




Es sollte nun also zum ersten Mal mit dem neuen Dachzelt samt dem vom Göttergatten konstruierten und selbstgemachten Unterbau für ein Wochenende losgehen. Ohne Ziel, ohne Plan und ohne Autobahn. Durch Wälder, Felder und Dörfer. Einfach der Nase nach. Und ich kann Euch versichern, dass genau diese Art zu Reisen absolut entspannend ist!


Gelandet sind wir dann am ersten Abend irgendwann auf einem Wanderparkplatz im Sauerland. Um uns herum nichts als Wald und Wiesen und eine absolute Stille. Beim Zubereiten des Abendessens kamen drei Rehe auf uns zu und beschlossen, uns eine Zeit lang Gesellschaft zu leisten - natürlich mit dem gebotenen Sicherheitsabstand. Und auch sonst war hier wirklich ein Ort, an dem sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen.


..... bis wir mitten in der Nacht von einem Geräusch aufwachten, von dem wir bis heute nicht wissen, was das eigentlich war. Es hörte sich an als würde in unmittelbarer Nähe eine Weltraumrakete starten. Sehr laut und sehr lange. Ich sage Euch, im Sauerländer Wald erlebt man Sachen.... 




Nach einem ganz entspannten Frühstück in der Sonne und einer Gassirunde im Wald, der ja zur Genüge um uns herum war, fuhren wir weiter Richtung Süden. Wieder ohne Plan und einfach der Nase nach. 


In Montabaur beschlossen wir, dass es da nicht wirklich was zu sehen gibt, da der ganze Ort scheinbar nur auf das riesige Outletcenter ausgerichtet ist. Also erleichterten wir den erstbesten Supermarkt um Erdbeeren und Vanilleeis (Glücklich ist der, der eine Kühlbox an Bord hat!) und fuhren weiter. Ihr wisst schon: Ohne Plan, Richtung Süden und immer der Nase nach.


Moment mal! War nicht Burg Eltz hier in der Gegend? Ja richtig! Meiner Meinung nach die schönste Burg Deutschlands, also nichts wie hin da.... und auf dem Parkplatz erstmal in aller Seelenruhe Erdbeeren geschnippelt und anschließend zusammen mit Vanilleeis genossen, was einige neidische Blicke von Wanderern und Ausflüglern zufolge hatte.


Ehrensache, dass anschließend noch eine Gassirunde zur Burg auf dem Programm stand, die zu dem Zeitpunkt wegen Corona zwar geschlossen war, deshalb aber nicht weniger gut besucht. Sie ist halt ein Schmuckstück, wie sie da so im Tal steht. 


Weiter ging es.... na klar, in den Süden und so. Ich wollte ja schon immer mal zur Hängeseilbrücke Geierlay und nun war die Gelegenheit dazu da. Die Ernüchterung folgte jedoch auf dem Fuß bzw. im kleinen Örtchen Mörsdorf, das völlig auf diese Brücke ausgerichtet ist. Hier gibt es ein Parkleitsystem und vermutlich weitaus mehr Parkplätze als Einwohner. Überall waren Hinweisschilder angebracht, dass die Brücke aufgrund Corona gesperrt sei - die Touristenhorden sahen allerdings nicht danach aus, schreckten uns aber dermaßen ab, dass wir das Weite suchten.


Genauer gesagt suchten und fanden wir einen genialen Platz für die Nacht. Im Nirgendwo neben Wald und Wiese und Holzstapel. Unser kleiner blinder Zwergpinscher hatte einen Riesenspaß, die Umgebung zu erkunden und unsere Windhündin hielt das Pläuzchen in die Sonne. Ich stieß mit Weißweinschorle auf das Wochenende an und der Göttergatte kochte das Abendessen - eine gerechte Aufgabenverteilung, oder?


Nach dem Essen hatte der Göttergatte jedoch den Geistesblitz, einfach jetzt, spätabends, mal zur Hängeseilbrücke zu fahren. Und zwar von der anderen Seite kommend. Tja, was soll ich sagen?..... Bingo! Nach einem Spaziergang von 1,5 km durch Gerstenfelder fanden wir uns abends um 20.00 h zusammen mit nur drei anderen Personen auf der Brücke wieder. Glück muss man haben!



 

Und auch wenn wir am nächsten Morgen beim Kochen der Eier etwas improvisieren mussten, genossen wir unseren Frühstücksplatz auf der Wiese, die Stille, die Natur und die Tatsache, dass wir alle richtig gut geschlafen hatten, sehr. 

 

Eigentlich sollte es dann nach Hause gehen. Uneigentlich machten wir kurz darauf schon wieder einen Halt, da wir eine Burgruine entdeckt hatten, die es zu erkunden galt. Die Ruine Balduinseck hat wohl schon viel erlebt und gesehen und lässt auch heute noch interessierte Besucher staunen. 

 

Man glaubt es kaum, aber es gibt einen Ort namens Buch! Versteht sich von selbst, dass ich da ein Foto vom Ortsschild machen musste, oder?

 

Richtung Heimat forderte der Magen irgendwann feste Nahrung. Und Kaffee. Den bekamen wir beim nächsten - auch eher spontanen - Stopp in Koblenz. Gemütlich am Wasser sitzend ließen wir das Wochenende Revue passieren und waren uns schnell einig, dass wir nicht nur völlig entspannt in die neue Arbeitswoche starten würden, sondern auch, dass wir ein Wochenende wie dieses dringend öfter erleben müssten. Einfach losfahren, ohne Ziel und Plan und Zeitdruck. Sich treiben lassen und dort anhalten, wo es einem gefällt. Draußen sein und viel Natur um sich herum haben. 

 

Der große Sommerurlaub wird ebenfalls mit dem Dachzelt stattfinden. Ebenfalls in Deutschland, jedoch ausnahmsweise mit Plan, denn wir haben uns für einen Roadtrip entschieden und sind gespannt, ob wir alle 16 Bundesländer schaffen werden... 

 

 

 

 

 

 

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