Lost Place: Wo die Genossen einst Urlaub machten


Lange, sehr lange schon, steht es verlassen da und blickt über die bewaldeten Hügel, dieses ehemalige Erholungsheim, das einst der Stolz der DDR war. Heute kann man den Glanz und das Leben vergangener Tage nur noch erahnen, denn heute geht man durch leere Säle und vorbei an verlassenen Zimmerfluchten, spürt nur noch den allgegenwärtigen Wind durch die Gänge peitschen und erblickt ein Graffiti neben dem nächsten. 

 

Wo einst Fenster waren sind heute nur noch leere Löcher. Die Türen sind schon lange verschwunden, auch die Geländer der ehemals sicherlich bemerkenswerten Balkone. Es ist zugig in diesem riesigen Gebäude, in dem nun nur noch Staub und Blätter umherwirbeln, in dem jedoch sonst kein Leben mehr ist. Schon lange nicht mehr. Um genauer zu sein: Seit 30 Jahren. 

 

Anfang der Fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde dieses Erholungsheim innerhalb von zwei Jahren errichtet. Ein wahres Schmuckstück sollte es werden, etwas worauf die Genossen stolz sein konnten. Und so entschied man sich für den Stil der klassischen Moderne und ließ sich bei der Gestaltung vom Olympischen Dorf in Berlin von 1936 inspirieren. Und außergewöhnlich sieht die Architektur dieses Hauses in der Tat aus. Auch heute noch. Der Auftraggeber dieses Projekts war der FDGB, die Einheitsgewerkschaft der DDR, die zu damaligen Zeiten für die Bereitstellung von Urlaubsplätzen verantwortlich war. 

 

Im Sommer 1954 wurde das Gebäude eröffnet und war fortan ein Besuchermagnet. Hier oben inmitten der Natur liess es sich auf dem weitläufigen Gelände gut aushalten und man verbrachte seinen Urlaub gern an diesem Platz. So gern, dass 15 Jahre später angebaut werden musste, nochmal 150 Betten dazukamen und sogar eine neue Gaststätte nebst Bar sich hier etablieren konnte. Das Erholungsheim galt damals als eines der modernsten Gebäude überhaupt und wurde sogar auf einer Briefmarke der DDR abgebildet. 

 

Und dann.... kam die Wende. Und mit ihr der Untergang für unzählige der großen Hotels, Sanatorien, Krankenhäuser und Erholungsheime der ehemaligen DDR. Die Menschen zog es in den Westen des Landes und Objekte dieser Größe konnten kaum noch unterhalten werden. Auch für unser Erholungsheim bedeutete die Wiedervereinigung Deutschlands das Aus. 1990 schlossen sich die Türen hier ein letztes Mal. Die Betreiber gingen und schauten nicht mehr zurück, das Gebäude wurde sich selbst überlassen. 

 

Heute ist das einst stolze und erhabene Haus eine Rohbau-Ruine, in der es kaum eine Wand gibt, an der sich nicht irgendein "Graffiti-Künstler" ausgetobt hat. Mobiliar, Verkleidungen, Kabel usw. wurden vermutlich irgendwann geplündert, wie es bei Lost Places meistens der Fall ist. Der Zaun, der ursprünglich einmal dazu diente, die Leute vom Gebäude fernzuhalten, liegt schon lange am Boden und ist mit der Natur verwachsen. Und obwohl sich ganz offensichtlich niemand kümmert, steht diese Anlage unter Denkmalschutz. Die Bausubstanz ist völlig stabil, insofern besteht vielleicht Hoffnung, dass das einstige Erholungsheim einen Investor findet, der es aus seinem Dornröschenschlaf erweckt und den Mauern neues Leben einhaucht.... 

 

 

 

 

 

 

Wie immer gilt und galt auch hier der Ehrenkodex der Urban Explorer: "Leave nothing but footprints and take nothing but pictures".... zerstöre und verändere nichts und gib keine Adressen weiter. Ich bitte also um Verständnis, wenn ich Fragen nach der genauen Ortsangabe oder dem Namen des Objektes nicht nachkomme.

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