Wandern mit Hund(en) in der Vulkaneifel

Was vor gar nicht allzu langer Zeit von den sogenannten "Trendsportarten" wie etwa Trailrunning oder Kitesurfing oder Freediving oder Bouldern auf die hintersten Plätze in Sachen Coolness verdrängt wurde, ist nun wieder ganz stark im Kommen: Das Wandern.
Wandern hat die unschlagbaren Vorteile, dass man keine teure Ausrüstung braucht (okay, gute Schuhe wären natürlich nicht verkehrt), dass man es immer und überall machen kann und dass Hunde dabei erlaubt sind. Hört sich nach einem tollen Sport an? Ist es auch!

Stellt sich jedoch die Frage: Ab wann hört Spazierengehen auf und ab wann fängt Wandern an? Ich persönlich bin der Meinung, dass 7 km zwar lang für einen Spaziergang sind, dass es dennoch einer ist. Wie gesagt ein langer...aber ja, es ist für mich immer noch ein Spaziergang. Ab 8 km lassˋ ich mit mir reden - da ist es dann eine Wanderung. Eine kurze.

Wir sind oft mit unseren Hunden in der näheren Umgebung unterwegs, nun hatte mein Mann Christian aber irgendwann im Februar durch Zufall einen vielversprechenden Wanderweg in der Vulkaneifel ausfindig gemacht. 12 km durch Schluchten und Höhlen, entlang an Wasserfällen und Klosterruinen - die Neugier war geweckt, ein passender Termin schnell gefunden, ein Hotelzimmer gebucht.

Anfang April machten wir uns also auf in die Vulkaneifel, ganz in die Nähe von Koblenz, wo wir auch übernachteten, um den Höhlen- und Schluchtensteig bei Andernach zu erwandern. Dieser Steig ist einer von vielen Wanderwegen die zu den Traumpfaden Rhein-Mosel-Eifel-Land gehören. Jeder für sich hört sich von der Beschreibung her so toll an, dass man am liebsten sofort die Wanderschuhe schnüren und loslaufen würde.

"Unsere" Wanderung fing auf einem großen Parkplatz außerhalb von Andernach an. Die Traumpfade erfreuen sich großer Beliebtheit und gerade am Wochenende kann es daher vorkommen, dass der Parkplatz restlos überfüllt ist. Für diesen Fall gibt es sogar einen Ausweichparkplatz.
Ja, und voll war es tatsächlich .

Wir hatten nun die Möglichkeit, entweder rechts durch die Rapsfelder zu starten oder links ein Stück an der Straße entlang und dann erstmal durch offenes Gelände. Die Entscheidung fiel für rechts und führte uns durch besagte Rapsfelder, durch Wälder und entlang an ganzen Teppichen voller blühender Waldanemonen.

Der Weg ist mit 12 km und etwa 3,5 Stunden angegeben. Von wegen! Nun muss ich dazu sagen, daß Spike, unser Zwergpinscher seit seinem dritten Lebensjahr vollständig blind ist. Mittlerweile ist er 10 und kommt schon immer sehr gut mit seinem Handikap klar. Durch seine Blindheit ist aber natürlich sein Geruchssinn sehr ausgeprägt und der Herr ist zudem der Meinung, jeden zweiten Grashalm ausgiebig untersuchen zu müssen. Unsere Windhündin Lima, die aus der spanischen Tötung stammt und Gassigehen und Schnuppern vorher gar nicht kannte, hat sich gerade das Schnuppern bei Spike abgeguckt und ist mit genauso viel Feuereifer bei der Sache.....3,5 Stunden waren also in diesem Fall nicht zu schaffen, zumal wir ja auch genügend Pausen einlegen wollten, gerade auch, um Spike nicht zu sehr zu beanspruchen. Praktisch bei ihm ist allerdings, dass er, wenn er nicht mehr kann, das auch deutlich zum Ausdruck bringt und mit seinem Gewicht von nur 3,8 kg dann auch problemlos getragen werden kann.

Es sollten also alle etwas von der Wanderung haben, daher wurden sowohl Schnupper- als auch Fotostops eingelegt. Denn schon bald kam mit der Wolfsschlucht das erste Highlight. In dieser Schlucht, die schließlich in einem Wasserfall endet, kann man sehr gut die verschiedenen, jahrtausendealten Gesteinsschichten betrachten. Der Wasserfall stürzt so einige Meter in die Tiefe und die Schlucht drumherum bietet viele gute Fotomotive.

Der Weg führt nun durch ein Gebiet, das schon fast Urwaldcharakter hat, daher sollte man genau auf die Hinweisschilder zur Klosterruine Tönisstein achten, denn diese wird schon jetzt im Frühjahr vom Wald fast verschluckt.
Das Kloster Tönisstein war einst ein Karmelitenkloster und hat eine interessante Geschichte: Etwa 1388 bemerkten die Menschen der Region an genau dieser Stelle ein helles Licht in einem Dornbusch. "Was nun?", werden sie sich gedacht haben. So ganz geheuer war ihnen das jedenfalls nicht und keiner wollte nachsehen, was da los ist. Ein Hirte hatte schließlich genug von dem "Geh du!", "Nein Du!", Nein du!" und außerdem war er neugierig. Also ging er nachgucken und behauptete anschließend steif und fest, die Muttergottes mit ihrem Kind gesehen zu haben. Und den heiligen Antonius, der vor den beiden kniete. Da die anderen Leute ja alle zu feige gewesen waren, um selber nachzugucken, mussten sie dem Hirten also glauben. und wenn es denn schon mal eine Marienerscheinung gibt, sollte man diese ja auch entsprechend würdigen. So dachte man jedenfalls damals. Heute macht man sich eher Gedanken, wie man damit den Tourismus ankurbeln kann....
1390 wurde also genau an dieser Stelle eine kleine Kapelle gebaut. Wem auch immer reichte das aber natürlich nicht und so wurde 1465 ein Karmeliten-Konvent gegründet. Bis 1477 waren alle zufrieden, dann dachte man sich ..och, man könnte ja nochmal ein bissel anbauen und zack! wurde der Bau des Klosters Tönisstein in die Wege geleitet. Immerhin 21 Jahre später war man dann auch schon fertig und für die nächsten 304 Jahre recht zufrieden. 1802 wurde das Kloster aufgelöst. Seitdem ist es dort im Wald sich selbst überlassen.
Oberhalb der Erde stehen noch einige Mauern und Tore, unterhalb ist es scheinbar voller Kellergewölbe, die aber leider größtenteils verschüttet wurden.
Wir jedenfalls haben unsere erste Rast zwischen den Klosterruinen engelegt. Ohne brennenden Dornenbusch und ohne Erscheinung. Aber mit Schnittchen und Kakao.

...und auch das nächste Highlight lässt auf dieser Wanderung nicht lange auf sich warten: Nachdem man ein Viadukt unterquert hat, gibt es so einige Trasshöhlen zu erforschen, in denen nach dem Sonnenschein draußen eine angenehme Kühle herrscht.

Nach den Trasshöhlen ist dann allerdings Schluss mit lustig, denn nachdem man den einzigen Gasthof auf der Wanderung passiert hat, beginnt mein persönlicher Vorhof zur Hölle: Es geht nach oben. Ziemlich lang und extrem steil. Ganz grausam! Ja, ich gebe es zu, ich kann nicht bergauf. Also, ich kann schon einen Fuß vor den anderen setzen und komme dann auch irgendwann am gewünschten Ziel an, aber diese Steigungen laugen mich immer völlig aus. Im Flachland hingegen kann ich den ganzen Tag ohne Probleme vor mich hinwandern. Hat zufällig jemand eine Ahnung, woran das liegt? Habt Ihr vielleicht das gleiche Problem?

 

...ich bin dann aber doch vor Sonnenuntergang oben angekommen. Praktischerweise steht dort direkt und sehr idyllisch und einladend eine offene Holzhütte inmitten von Waldanemonen. Der perfekte Platz, um ein Päuschen einzulegen.

 

Frisch gestärkt und mit neuem Elan erwarten den Wanderer dann noch Wald, Wiesen und Felder und einige wirklich schöne Ausblicke, unter anderem auch auf ein Schlösschen. Da wir uns am Anfang der Wanderung entschieden hatten, durch die Rapsfelder und nicht entlang der Straße zu starten, kamen die Highlights wie Wasserfall, Klosterruine und Trasshöhlen zu Anfang, was aber nicht bedeutet, dass es danach langweilig wird. Und wenn man entgegengesetzt unserer Richtung geht, kann man sich auch nicht vor dieser fiesen Steigung drücken, neeee... die erwartet einen dann irgendwo im Wald. In unserem Fall ging es dort also wieder bergab.

Für Hunde ist diese Wanderung problemlos zu bewältigen (Spike war übrigens am nächsten Morgen der Fitteste von uns allen!) und das Praktische auf dieser Strecke ist, dass man immer wieder an Bachläufen und Quellen vorbeikommt und so genügend Wasser für die Fellnasen vorhanden ist.

 

Wo wandert Ihr mit Euren Hunden? Schreibt es mir gerne in die Kommentare.

 

 

 

 

 

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