"Camping im Schnee??? Ist das nicht viel zu kalt und ungemütlich???"
"Nee, wir haben ja `ne Heizung."
Ich weiß nicht mehr, wie oft ich diesen Dialog schon geführt habe, denn Camping im Winter sprengt ganz offensichtlich die Vorstellungskraft des durchschnittlichen Pauschalurlaubers. Dass wir zur kalten Jahreszeit nicht mit einem Zelt unterwegs sind, dürfte klar sein und wer uns kennt, der kennt auch unseren Wohnwagen (ein Eriba Triton, Bj. 1983), der durchaus über eine funktionierende Heizung, dichte Fenster und - jetzt wird`s ganz dekadent - sogar über ein Dach verfügt! Wo liegt da also das Problem? Ist Camping nur im warmen Sommerwetter machbar? Hmm....wer so denkt, dürfte dann wohl zumindest in Deutschland nicht allzu oft in den Genuss eines Campingtrips kommen, denn über unsere Sommer muss ich hier ja wohl nichts schreiben.
Natürlich ist Camping bei gutem Wetter weitaus toller, denn dann spielt sich der ganze Urlaub quasi an der frischen Luft ab und man verlegt Küche, Esszimmer und Wohnzimmer auf den Platz vor den Wohnwagen. Und trotzdem! Der Traum vom Camping im verschneiten Wald war schon immer da und hielt sich hartnäckig.
Silvester 2015/16 starteten wir den ersten Versuch und ja, mitten im Wald standen wir hier im Polstertal in der Nähe von Clausthal-Zellerfeld tatsächlich - leider allerdings mit Nieselregen und acht Grad +. Silvester 2016/17 versuchten wir es erneut, diesmal in Oberhof im Thüringer Wald. Am Lütsche Stausee hatten wir ebenfalls nichts als Wald um uns herum, dazu einen gefrorenen und halb abgelassenen Stausee und wenigstens knackig kalte Minusgrade. Von Schnee war aber auch hier weit und breit keine Spur.
Silvester 2017/18 kam ein Campingtrip leider nicht in Frage, da ich arbeiten musste. Mehr oder weniger spontan beschlossen wir daher, ein Wochenende im Februar in den Harz zu fahren. Hier erschien uns die Wahrscheinlichkeit, Schnee zu sehen, doch am größten - auch wenn die Landschaft 20 km vor dem Campingplatz immer noch alles andere als weiß war.
Ich nenne es mal "Schnee-Camping für Anfänger", denn auf dem von uns ausgesuchten Campingplatz Eulenburg in Osterode am Harz lag teilweise tatsächlich noch ein wenig Schnee auf den Wiesen. Zudem war es so kalt, dass diese Schneereste nicht wegschmolzen. Definitiv eine Verbesserung zu den beiden vorangegangenen Wintercampings also!
Der Campingplatz
Umgeben von Wald liegt dieses Schmuckstück, welches es schafft, sogar im Winter gemütlich auszusehen (Ganz großes Plus!), am Rande von Osterode am Harz. Der Stadtkern ist nach einem Fußmarsch von etwa 20 - 30 Minuten zu erreichen, die Sösetalsperre ebenfalls. Rund um den Campingplatz gibt es Natur pur, so dass wohl jeder einen Weg zum Wandern oder Spazierengehen findet. Hunde sind auf diesem Platz gern gesehene Gäste.
Außer uns waren nur wenige Wintercamper zugegen, was den Aufenthalt sehr ruhig machte, denn im Sommer ist hier dank der gebotenen Aktivitäten sicherlich einiges los: Zentral gibt es einen großen Kinderspielplatz und am Rande der Zeltwiese befindet sich ein kleines Schwimmbad, in dem sich gut einige Bahnen ziehen lassen. Die Rezeption (hier kann man auch Kleinigkeiten zum Essen und Trinken und Gasflaschen kaufen) findet man direkt neben dem Restaurant/Café, das auch jetzt im Winter gut besucht war. Zur Sommerzeit gibt es zusätzlich einen Biergarten, der sich direkt vor dem Restaurant und somit zentral auf dem Platz befindet. Ebenfalls zentral liegen die sehr sauberen Sanitäranlagen und eine Spülküche. Als zusätzliches Schmankerl bietet der Platzbetreiber eine große Grillhütte (ebenfalls zentral gelegen) zum Mieten an.
Eine Besonderheit ist das Industriedenkmal Eulenburg, das durch eine direkte Verbindung vom Campingplatz aus zu erreichen ist. Ursprünglich war hier die Textilfabrik Grewe & Uhl, erbaut um 1830, ansässig, mittlerweile ist das riesige Areal denkmalgeschützt und beherbergt Fremdenzimmer, Galerien, usw.
Im Harz an sich ist Internet-Empfang häufig nicht vorhanden - hier hat man jedoch eine stabile Verbindung. Zur Not gibt es allerdings auch WLAN. ;-)
UND DRUMHERUM?
Osterode am Harz
Osterode am Harz ist eine hübsche kleine Stadt mit einem mittelalterlichen Fachwerk-Kern. Hier findet man so einige Gebäude, die interessante Geschichten zu erzählen haben, daher habe ich in Städten wie dieser immer spontan Lust auf eine Stadtführung. Leider aber werden solche Führungen in der Regel nur von April bis Oktober angeboten - jetzt im Winter ist Osterode sehr ruhig und wirkt teilweise wie ausgestorben. Wir waren an einem Samstag da und leider hatte sogar die Tourist-Info an diesem Tag geschlossen, was uns aber nicht daran gehindert hat, einfach drauflos zu schlendern und uns die Altstadt in aller Ruhe anzusehen. Außerdem wollen wir ja sowieso mal im Sommer wiederkommen - da werde ich mich auf jeden Fall vorher nach einer Stadtführung erkundigen.
Die Sösetalsperre
Die Sösetalsperre ist ein beliebtes Naherholungsgebiet und fußläufig vom Campingplatz aus zu erreichen. Falls man jedoch mit dem Auto hierhin gelangen will: Es gibt einen großen Parkplatz, der sogar über öffentliche Toiletten verfügt. Rund um die Talsperre kann man auf einem 9 km langen Rundweg wandern oder je nach Belieben auch ein paar Würmer baden. Also angeln. Oder man genießt einfach den Blick auf`s Wasser. Das geht natürlich auch.
Der Oderteich
Etwa 30 km vom Campingplatz entfernt und ein ganzes Stück höher gelegen befindet sich der Oderteich, der bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Deutschlands größte Talsperre war und heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Hier hatten wir also nicht nur unseren Schnee sondern ein komplettes Wintermärchen.
Der See selber lag unter einer Schnee- und Eisschicht und einige - sorry - total Bekloppte hatten sich, wie man an den Spuren sehen konnte, auf diese Fläche gewagt. Das entzieht sich völlig meinem Verständnis, denn trotz klirrender Kälte sind die Eisflächen auch heute noch nicht freigegeben. Also: Immer schön auf Kinder und Hunde achten und selber keinen Blödsinn machen!
Eine Wanderung um den Oderteich empfehle ich zu jeder Jahreszeit - bei Sonne und im Schnee sind die gut 4 km jedoch besonders schön. Der Januarsturm hat gerade im Harz einige Bäume gefällt und auch auf diesem Rundweg muss man das ein oder andere Mal ein wenig klettern, es hält sich jedoch alles in Grenzen.
Zwischen Campingplatz und Oderteich befinden sich viele Skilanglauf-Gebiete, man sollte also immer ein Auge auf die Loipen haben und in schlecht einsehbaren Ecken seinen Hund lieber an die Leine nehmen. Denn mit gegenseitiger Rücksichtnahme erlebt man hier im Harz sehr entspannte Wintertage. Oh....und die Natur und die gute Luft und überhaupt......die tragen natürlich auch ihren Teil dazu bei. Wir werden sicherlich wiederkommen und falls jemand von Euch noch schöne Ausflugstipps für den Harz hat: Immer her damit!