Lost Place: Das Erholungsheim auf dem Berg


Hoch über dem kleinen Städtchen, auf dem Berg, von dem aus man eine weite Waldfläche überblicken kann, da steht es, das ehemalige Erholungsheim. Ein Gebäude von architektonischer Besonderheit, das einst so exklusiv war, dass es nur den Reichen und Mächtigen vorbehalten war. Jenen, die sich um ihr Land verdient gemacht hatten und an der Spitze der Regierung standen. Und solchen, die in den verbündeten Staaten ebenfalls zur Elite gehörten.

In perfekter Lage mitten in einem Skigebiet gelegen, holte man sich einem berühmten Olympioniken als Sportinstrukteur ins Boot, bzw. ins Erholungsheim. Denn nach damaligen Maßstäben war dieses Objekt mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet, das Beste war gerade gut genug und so gingen die Großen des Staates ein und aus. Wer etwas auf sich hielt, verbrachte hier einige Zeit.

Doch auch unter den Gästen eines Erholungsheims sind manche gleich und manche gleicher: Je angesehener ein Gast war, je höher sein Dienstgrad war, desto höher war auch das Stockwerk, in dem er untergebracht war. Und je höher das Stockwerk war, desto gehobener wurde die Ausstattung der Zimmer. So gab es zum Beispiel ab der vierten Etage Farbfernseher und in der obersten achten Etage Parkettfußboden, eine eigene Küche und Telefone.

Für Unterhaltung war ebenfalls zur Genüge gesorgt, und so konnten sich die Gäste im Fitnessraum, beim Tischtennis, beim Schwimmen oder Skifahren austoben. Danach ging es ab in die Sauna, anschließend zum Frisör, zwischendurch in die Bibliothek und abends in den Film- oder Tanzsaal und dann zum Absacker an eine der beiden Bars.

An diesem Ort war jedoch nicht nur Erholung angesagt, denn manche kamen auch zum Trainieren. Vermutlich nicht freiwillig sondern auf Befehl des Militärs wurden Soldaten darauf gedrillt, ihre Waffe reflexgesteuert abzufeuern. Ihnen sollte somit die natürliche Tötungshemmung abgewöhnt werden.

Das Erholungsheim wurde 1976 errichtet und erlebte direkt seine Glanzzeit. Aber wie das nunmal oft mit derart großen Objekten ist: Irgendwann blieben die Gäste aus und der Betrieb rentierte sich nicht mehr. Vorübergehend wurde es als Wohnheim für Asylbewerber genutzt, seit der Jahrtausendwende steht es nun jedoch leer.

Und heute? - Sechzehn Jahre Leerstand haben dem Gebäude einiges angetan: Es gibt vermutlich nicht eine einzige Scheibe, die noch halbwegs intakt ist, überall im Gebäudekomplex steht Wasser und der Schimmel breitet sich aus. Wo einst einer der vermutlich imposanten Säle war, kann man heute Rasen mähen, denn die Natur arbeitet sich unaufhörlich vor. Vandalismus, wohin man schaut, illegale Müllentsorgung, Spuren von Paintball-Spielen und Graffitis. Was sich irgendwie zu Geld machen liess, wurde schon längst entwendet und so bietet dieses einst glanzvolle Gebäude einen äußerst traurigen Anblick. Trotzdem lassen gerade diese Spuren des Vandalismus und der offensichtliche Verfall einer großen Ära das Kopfkino rattern, faszinieren und lassen uns die Schönheit des Morbiden erkennen.

Gerüchten zufolge soll dieses Gebäude abgerissen werden. Bereits seit Jahren heisst es immer wieder "Dieses Frühjahr...". So auch aktuell. Ob die Abrissbirnen wirklich anrücken werden? Ich wage es zu bezweifeln.....