Manchmal wäre man besser zuhause geblieben

Normalerweise verreisen wir grundsätzlich außerhalb der Ferienzeiten, denn wir mögen weder Staus auf der Hin- und Rückfahrt, noch allzu viel Trubel um uns herum. Was uns eigentlich geritten hat, dieses Jahr in den Osterferien nach Polen zu fahren....ich kann es im Nachhinein nicht mehr benennen. Denn es war eine ausgesprochen blöde Idee. Verschiedene Faktoren haben uns den Urlaub wirklich vermiest, denn es kam alles ganz anders als geplant...


Auf der Anreise noch voller Vorfreude und Euphorie, da wir trotz Ostersamstag staufrei durchkamen, genügend Pausen einlegen konnten und die Hunde als begeisterte Autofahrer sowieso die ganze Strecke dösten, machten wir uns zum ersten Mal Sorgen, als ein ganzes Autobahnstück kurz vor der polnischen Grenze ohne Warnschilder urplötzlich in einen derart schlechten Zustand überging, dass Auto und Wohnwagen mehr hüpften als fuhren. Dass diese Sorgen begründet waren, stellte sich dann später noch heraus.
In Polen hatten wir uns den Campingplatz Tramp in Kołczewo ausgeguckt, der direkt am Meer liegt und laut Internet gerade in die Saison gestartet war. In den Ort Kołczewo fanden wir ohne Probleme - die Suche nach dem Campingplatz erwies sich dann jedoch als äußerst schwierig, da es genau ein Hinweisschild gab, das allerdings völlig zugewuchert war. Also raus aus dem Auto und durch das Gebüsch gekämpft. Aha...nach links geht es also. Dumm nur, dass nach etwa 300 m dann ein Kreisverkehr kam, es kein weiteres Hinweisschild gab und wir uns natürlich für die falsche Richtung entschieden. Nachdem man sowieso schon neun Stunden unterwegs ist, braucht man sowas echt nicht!
Tatsächlich war dieses zugewucherte Hinweisschild das einzige und wir fanden den Campingplatz erst nach einigen Umwegen.
Dass ein Campingplatz im Frühjahr, wenn die Vegetation erst wieder anfängt, grün zu werden, weitaus trostloser aussieht als im Sommer, dürfte jedem klar sein. Aufräumen kann man aber trotzdem, oder? Hier anscheinend nicht, denn überall lag irgendetwas herum: Plastikflaschen, kaputte Grills, kaputte Gartenmöbel usw. Es gab sogar eine völlig zugemüllte Ecke in unmittelbarer Nähe der Campingfläche. Schön ist das nicht!
Die Campingfläche an sich ist eine große Wiese mit reichem Baumbestand. Begrenzte Parzellen gibt es nicht, hier stellt sich jeder kreuz und quer wie es ihm gerade passt. Da die Fläche die reinste Hügellandschaft ist, muss man sich wirklich sorgfältig ein ebenes Plätzchen suchen und ich kann mir vorstellen, dass es da in der Sommersaison zu Problemen kommen kann.
Da zu dieser Zeit allerdings noch nicht viele Camper dort waren, fanden wir schnell einen Platz und begannen mit dem Aufbau. Das Ergebnis der Hopserei auf der Autobahn präsentierte sich auch sehr schnell und sorgte nicht gerade für gute Laune: Unsere Heizung hatte diese Durchrüttelei zerlegt. Nun muss ich allerdings dazu sagen, dass unser Wohnwagen ein Oldtimer ist, ein Eriba Triton, Bj. 1983, und die Heizung somit ebenso alt ist. Zum Glück ist Christian handwerklich sehr begabt und konnte das Ding wieder reparieren.

Wenn ich auf Campingplätzen ankomme, gucke ich mir als erstes die Sanitärgebäude an, denn die sind für mich das Wichtigste. Die Situation bei Camping Tramp war folgende: Ein altes Sanitärgebäude war verschlossen. Ein nagelneues Sanitärgebäude war ebenfalls verschlossen. Zwei Miethütten - und zwar die gammeligsten - dienten zu diesem Zweck. Eine für die Frauen und eine für die Männer. Hier gab es jeweils ein kleines enges Bad mit Dusche, Klo und Waschbecken. Wenn also eine der etwa 8 anwesenden Frauen duschte, mussten die anderen 7 in der Zeit hinter 'nen Busch pinkeln. Bei etwa 12 anwesenden Männern sah es genauso aus.
Der Zustand dieser Bäder und Hütten war zudem katastrophal: Morsche Böden, morsche Treppen, nicht funktionierendes Licht, keine Heizmöglichkeit und alles sehr dreckig und angegammelt. Da fragt man sich doch, ob den Campern zu Saisonanfang keine vernünftigen Sanitäranlagen zustehen?

 

Camping Tramp liegt direkt an der Ostsee und vom Platz aus kommt man durch ein rostiges Tor zu einer Treppe, über die man eigentlich die Steilküste hinab zum Strand steigen kann. Eigentlich! Winter, Salzwassr und Sturm hatten diese Treppe vollständig zerstört, so dass sie unpassierbar war. So musste man sich nun irgendwie an der Steilküste hinunter und wieder hoch kämpfen, um an den Strand zu kommen. Meiner Meinung nach ist das lebensgefährlich, da es hier immer wieder zu Abbrüchen kommt.

Da fragt man sich doch wirklich, warum sowas nicht in Ordnung gebracht wird, bevor die ersten Camper kommen? Auf diesem Platz war für uns der Wohlfühlfaktor gleich Null und als unsere Kaffeemaschine uns dann auch noch am nächsten Morgen mitteilte, dass sie ab sofort kaputt sei, war die Stimmung auf einem Tiefpunkt und wir beschlossen, uns noch am selben Tag einen anderen Campingplatz zu suchen.

Camping 24 in Misdroy sah wenigstens etwas besser aus, bei Camping Relax mitten im Kurgebiet und somit in allerbester Lage in Swinemünde, war die sanitäre Situation allerdings wieder ähnlich schlimm wie bei Camping Tramp: Nur das abgewrackteste Sanitärgebäude war geöffnet. Hier musste man breitbeinig über dem Klo stehen, um Platz zu haben, die Tür hinter sich zu schließen, nur um dann festzustellen, dass diese gar nicht in den Rahmen passte und man sowieso nicht hinter sich abschließen konnte. Die Spülkästen hingen bedenklich schief an den Wänden und nachdem ich (wirklich vorsichtig) gespült hatte, bzw. versucht hatte, zu spülen, hing der Kasten noch etwas schiefer und das Wasser lief oben heraus direkt auf den Boden. Auch hier steht einem als Frühjahrscamper offensichtlich kein vernünftiges Sanitärgebäude zu.

Unser Bedarf an polnischen Campingplätzen war somit für's Erste gedeckt und wir beschlossen, auf die Insel Usedom und somit auf die deutsche Seite überzuwechseln. Leider sah auch hier der erste Campingplatz, den wir fanden, wenig einladend aus. Auf der Suche nach gutem Internetempfang, um auf diese Weise einen vernünftigen Platz zu finden, kurvten wir daher planlos ein wenig durch die Gegend und fanden dabei eher durch Zufall einen hübschen, kleinen Campingplatz: Nandalee Camping in Bansin, direkt am Schmollensee gelegen. Der Platz befindet sich weit draußen in einer Sackgasse, rundherum nur Kuh- und Pferdeweiden, Wald und der See, an dem es viele Wildvögel gibt. Sogar zwei Seeadler-Pärchen brüten hier.
Der Campingplatz selber hat einen reichen Baumbestand, ein nettes Betreiberpaar und im Sommer ein kleines Restaurant mit Biergarten. Jetzt zu Beginn der Saison ist die Gastronomie noch geschlossen, dafür gibt es wirklich ansprechende Duschen und Toiletten, was ja anscheinend nicht selbstverständlich ist, wie wir gelernt haben.
Die Stellplätze hier sind terrassenförmig angelegt, somit hat fast jeder Camper Seeblick inklusive. Nandalee Camping beschreibt sich selber als Naturcampingplatz und genauso fühlt man sich dort auch: Wie mitten in der Natur und mit einem hohen Wohlfühlfaktor. Hunde sind hier sehr willkommen, es gibt viele Wanderwege und in der Nähe einen kleinen Hofladen. Im Schmollensee kann man angeln und im Sommer baden.

Wer jetzt allerdings denkt "Ende gut, alles gut.", den muss ich enttäuschen, denn unsere Pannenserie wollte nicht abreissen:

Was den Kaffee anging, sind wir auf`s Notprogramm umgestiegen und haben ihn morgens in einem Perkulator über einer Gasflamme zubereitet. Unsere Kühlbox wollte in dem ganzen Chaos offensichtlich auch mal zeigen, was sie kann - nämlich bis 20 Grad unter Außentemperatur - und fror kurzerhand (obwohl sie gar nicht so eingestellt war) alles ein. Auch die Milch, die eigentlich in den Kaffee sollte, der wieder kalt war, als die Milch endlich aufgetaut war....

 

Natürlich nervt sowas ungemein, trotzdem lässt man sich die Stimmung nicht verderben (auch nicht, als aus Versehen ein Glas Zitronenlimonade ins Bett kippte) und macht Ausflüge ins Nachbarland Polen, was allerdings das nächste Übel mit sich brachte:

Wir waren den ganzen Tag in Polen unterwegs gewesen und hatten mehrmals irgendwo geparkt. Auf dem Rückweg sagte Christian, dass sich das Auto komisch anhören würde. Konnte ich nicht bestätigen, aber ich habe sowieso kein Ohr dafür. Am nächsten Tag nahm ich dann allerdings auch ein Geräusch war, das immer lauter wurde. Und der Grund hat mich echt wütend gemacht, denn am rechten Hinterrad waren sämtliche Radmuttern locker, so dass Christian sie sogar teilweise mit der Hand abdrehen konnte. Da hatte definitiv jemand dran herumgeschraubt und die Vermutung liegt nahe, dass es in Polen passiert ist. Unglaublich!

...aber die Pannenserie sollte nicht abreissen. Im Gegenteil! Am Abfahrtstag machte sich ein Magen-Darm-Virus bei mir bemerkbar und etwa auf der Hälfte der Strecke kamen schon wieder komische Geräusche aus dem Motorraum. Gelobt sei die Institution ADAC, denn diese Leute mussten uns schon öfter aus der Patsche helfen. Eigentlich zu oft. Eigentlich frage ich mich, warum immer uns die Karre verreckt und nie Freunden und/oder Bekannten. Okay, wir sind von allen definitiv die Kilometer-Könige. Aber trotzdem!

 

Die Situation war also folgende: Während der ADAC unseren Geländewagen huckepack nahm und Christian einsammelte, blieben die Hunde, der Wohnwagen und ich auf einem Rastplatz im Nirgendwo und wussten nicht, wie lange dieser Spaß nun dauern würde. Zum Glück ging es diesmal (Ja! Diesmal!) aber schnell, am Auto war "nur" ein Einspritzventil locker und wir konnten weiter Richtung Heimat fahren.

 

Bei der nächsten Rast dann direkt der nächste Schock: Der Wohnwagen und auch das Heck des Autos waren mit irgendeiner merkwürdigen Substanz zugesaut. Natürlich denkt man zuallererst, dass der Wagen Sprit verliert und ist spätestens an diesem Punkt kurz davor, die Karre samt Wohnwagen in den nächsten Graben zu schieben und anzuzünden.

 

In diesem Falle konnte aber schnell Entwarnung gegeben werden, denn die Flüssigkeit war Bier. Bier, das aus der Dachbox lief. Wir hatten in Polen etwas von dem Bier gekauft, das Christian gut schmeckte und ein wenig Brombeer- und Holunderblütenbier, das ich gerne mag und alles in der Dachbox verstaut. Nun sind die Straßen da oben an der Ostsee nicht die allerbesten und die polnischen Dosen aus sehr dünnem Blech.....das Ergebnis kennt Ihr...

 

NATÜRLICH haben wir in diesem Urlaub auch Schönes erlebt. Wir hatten Glück mit dem Wetter, denn es war zwar kalt, aber trocken und sonnig. Wir haben viel unternommen und gesehen, wir haben festgestellt, dass Polen eine wunderschöne Natur und unglaublich viel Wild hat. Wir sind morgens von Wildgänsen geweckt worden, haben balzende Kraniche und Unmengen an Rehen und Wildschweinen gesehen. Wir waren am Strand und haben den höchsten Berg Usedoms erklommen. Wir haben die leckersten Waffeln unseres Lebens gegessen und sind an der Größe der polnischen Kuchenstücke gescheitert.

 

Und trotzdem: Heute denke ich mir, wäre ich zuhause geblieben, hätte ich mehr von dieser Urlaubswoche gehabt. Mehr Entspannung und vor allem weniger Stress. Denn manchmal soll es eben nicht sein...

 

Was ich aber definitiv aus dieser Woche mitgenommen habe: Ich bin Team Nordsee. Nichts geht über die Nordsee! Nein, da kann die Ostsee nicht mithalten.

 

 

Hattet Ihr schonmal einen Urlaub, in dem scheinbar alles schief ging? Ich bin gespannt...

 

 

 

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