Buchbesprechung: "Wie sagt man ich liebe dich" von Claudia Winter

*Rezensionsexemplar  


Erster Satz:

"Das Alter braucht den Winter nicht, um einen Menschen Demut zu lehren."


Mit diesem Zitat fängt "Wie sagt man ich liebe dich" an. Claudia Winter entführt uns damit - passend zu ihrem Nachnamen - in die kalte Jahreszeit, auf einen Marktplatz nach Paris. Von der ersten Seite an wird der Leser in diese Geschichte katapultiert und will unbedingt wissen, wen der Portugiese Eduardo glaubt, in der Stadt der Liebe erkannt zu haben. Obwohl das ja eigentlich gar nicht möglich sein kann. Oder doch?


Ein Cliffhanger gleich zu Anfang ist hier also schon mal garantiert. Danach gönnt die Autorin uns ein wenig Pause und stellt uns Maelys vor. Treue Leser von Claudias Romanen kennen die gehörlose Malerin bereits aus dem Roman "Die Wolkenfischerin" als Schwester der Protagonistin Claire. Es ist also wie ein Wiedersehen mit alten Freunden, da wohl kaum einer dem Charme von Maelys widerstehen kann.



Ich selber habe keinerlei Berührungspunkte mit gehörlosen Menschen und kann mir kaum vorstellen, wie sie in der Lage sind, zu sprechen und zu verstehen. Maelys Gehörsinn wurde in ihrer Kindheit aufgrund einer Gehirnhautentzündung irreparabel beschädigt, sie erinnert sich jedoch an Laute und kann daher relativ gut verständlich sprechen. Ihr Charakter wird als manchmal kindlich-charmant beschrieben, als absolut ehrlich und logischerweise nie um den heißen Brei herum redend, so dass man sie und ihre herzliche und hilfsbereite Art von Anfang einfach bezaubernd findet.


Die Autorin selbst ist mit zwei gehörlosen Eltern aufgewachsen und vermag es daher, dem Leser dieses Thema nahe zu bringen und verständlich zu erklären. Natürlich hat sie diesen Roman dann auch ihren Eltern gewidmet. 

 

Maelys lebt in Paris bei ihrer Tante Valerie und genau diese beiden Frauen sind es, die die ganze Geschichte in "Wie sagt man ich liebe dich" ausmachen, die so verschieden sind wie Tag und Nacht, jedoch beide auf ihre Weise absolut großartige Charaktere.

 

Als Maelys vom Neffen Eduardos ausfindig gemacht und nach Portugal eingeladen wird, um ein Portrait von ihm zu zeichnen, besteht Valerie darauf, mitzukommen - und damit überschlagen sich die Ereignisse. Denn die Sache mit dem Portrait scheint nur ein Vorwand zu sein und Valeries Auftauchen wirbelt diesen ganz gehörig durcheinander. 

 

In Rückblenden erzählt uns die Autorin nun von Valeries Leben, wie das Mädchen aus der Bretagne einfach von Zuhause wegging, um Paris zu erobern, die 60er Jahre in der Stadt der Liebe und die Liebe selbst. 

 

 


Mit allen Sinnen lässt uns die Autorin teilhaben an der Geschichte der beiden Frauen, lässt uns eintauchen in eine Welt voller Düfte und Farben und Geschmäcker. Lässt uns teilhaben an einem lange verborgenem Geheimnis und lässt uns lachen und weinen und mitfiebern und mitleiden. 


Sowohl die Szenen in Paris als auch die in Portugal sind dermaßen bildlich beschrieben, dass man sich selber an diesen Orten glaubt, völlig in den Seiten eintaucht und zusammen mit Maelys und Valerie diese Geschichte erlebt. 


Claudia Winters Schreibstil ist wunderbar  mitreißend und so will man das Buch bis zur letzten Seite nicht mehr aus den Händen legen. Falls man danach noch eintauchen möchte in die Geschmäcker Portugals, gibt es nach alter Tradition hinten im Buch einige Originalrezepte zum nachkochen und - backen. 



▪️ M E I N   F A Z I T ▪️

5 von 5 Glitzersternen

 

 

 


INFOS ZUM BUCH:

 

TITEL: Wie sagt man ich liebe dich

AUTORIN: Claudia Winter

VERLAG: Goldmann

 

ISBN: 978- 3- 44249-083-9

ERSCHIENEN im Juni 2020

FORMAT: Taschenbuch

SEITEN: 480

PREIS: 9,99 Euro


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