Burgruine Desenberg


Als ich vor nunmehr knapp neun Jahren meinen damaligen Freund und heutigen Mann zum ersten Mal im kleinen westfälischen Örtchen Warburg besuchte, war mir weder dieses Warburg ein Begriff, noch hatte ich je vom Desenberg gehört. - Heute wohne ich in Warburg und den Desenberg kann man von einem unserer Flurfenster aus sehen. Mindestens dreimal pro Jahr nehme ich die "Bergbesteigung" in Angriff, die auch für so Flachlandfanatiker wie mich gut zu bewältigen ist.

 

Der Desenberg ist ein sehr interessanter Berg, der sich etwa 150 Meter hoch und kegelförmig über die ansonsten recht flache Warburger Börde erhebt. Eigentlich wollte er mal ein Vulkan werden, hat es jedoch nur bis zum Zustand "Basaltschlot" gebracht, denn das Magma erstarrte, bevor es zum Ausbruch kam. Immerhin ist der Desenberg aber der nördlichste Ausläufer des 100 km entfernt liegenden Vogelsberg, der vor einigen Millionen Jahren tatsächlich ein sehr aktiver Vulkan war.

 

Nicht nur die Menschen zieht der Desenberg in seinen Bann, auch Flora und Fauna fühlen sich hier sehr wohl. Auf den Magerweiden der Berghänge wachsen seltene Pflanzen und der herumvagabundierende Schwalbenschwanz, der größte heimische Tagfalter, nutzt den Berg tatsächlich als "Dating Location", da es für ihn ansonsten sehr schwer ist, den passenden Gegenpart zur Paarung zu finden.

Das Highlight des Desenbergs ist jedoch die Burgruine, die oben auf dem Gipfel steht. Diese Höhenburg entstand irgendwann zwischen dem 9ten und 11ten Jahrhundert und hat sehr viele Herrscher ein- und ausgehen sehen.

 

Im Jahr 1024 schenkte Kaiser Heinrich II. die Burg an Bischof Meinwerk von Paderborn, der sie dann wiederum an die Grafen von Northeim übertrug. In der Mitte des 12ten Jahrhunderts war Heinrich der Löwe der Herr über die Burg. Nachdem über ihn jedoch die Reichsacht verhängt worden war, nahm 1181 der Erzbischof von Köln die Anlage ein. 1470 erstürmte Bischof Simon III. von Paderborn die Burg und die vorherigen Besitzer, die Herren von Spiegel zum Desenberg verwalteten sie fortan als Lehensnehmer des Fürstbistums Paderborn. Im 16ten Jahrhundert verlor die Burg ihre militärische und politische Funktion und verfiel.

In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts förderten Grabungen eine Vorburg, die weiter unten am Berg lag, zutage.

 

Trotz oder vielleicht auch wegen ihres sehr wechselhaften Schicksals als eine der umstrittensten Befestigungsanlagen des Mittelalters ist die Burg heute ein beliebtes Ausflugsziel und tatsächlich immer noch im Privatbesitz der Familie von Spiegel.

Viel ist von der ehemaligen Anlage leider nicht mehr erhalten, nur einige Aussenmauern und ein Turm, von dem man eine fantastische Aussicht weit über die Warburger Börde und ins Hessische hat. Trotzdem lohnt sich ein Besuch, denn dieser Ort erzählt anhand vieler Schautafeln eine interessante Geschichte und lädt vor allem im Sommer zum Verweilen auf einer der Bänke ein.

 

Und was wäre solch ein historischer Ort ohne eine richtige Sage? - Die gibt es natürlich auch hier:

- "Tief im Desenberg sitzt Kaiser Karl der Große mit seinen Rittern und ruht sich von seinen Siegen aus. Sein langer Bart ist durch den Tisch gewachsen. Oft fragt er die Zwerge, die um ihn versammelt sind, nach der Jahreszahl. Wenn die Zeit gekommen ist, will er mit seinen Heerführern aus dem Berg hinausgehen, um das große Kaiserreich wiederherzustellen." -