Burg(ruin)en- & Schlösser

In Nordhessen, der Heimat der Gebrüder Grimm, sollte man genau die Augen offen halten! Denn hier gibt es nicht nur viele viele märchenhafte Wälder, sondern die Wohnsitze diverser Prinzen und Prinzessinnen gleich mit dazu. Unzählige Burgen, oft verfallen, manchmal aber auch bewohnt oder bewirtschaftet, sind im Norden von Hessen zu finden - eine der schönsten, obwohl es eine Ruine ist, ist mit Sicherheit die Krukenburg.

Wenn man nun also im kleinen zu Bad Karlshafen gehörenden Örtchen Helmarshausen (das aufgrund seiner alten Fachwerkstraßen sowieso schon einen Besuch wert ist) genau aufpasst, dann bemerkt man eine schmale Straße, die ziemlich steil den Berg hinauf führt. Nämlich den Berg zur Ruine der Krukenburg. Wenn man dann unten auf dem Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkt, hat man anschließend das Vergnügen, einen knappen Kilometer den Berg hinaufzukeuchen/stolpern/schwitzen. So wie wir.

Wenn man etwas cleverer ist, fährt man aber einfach hoch und parkt direkt beim Burgcafé, von dem aus es nur noch etwa 100 Meter leicht steigend zur Ruine geht. Na ja, hinterher ist man eben immer schlauer, nicht wahr?

Was ist nun aber die Geschichte der Krukenburg? - Zunächst einmal gehört sie zusammen mit der Trendelburg und der Sababurg zum Trio der nordhessischen Burgen im Einzugsbereich des Reinhardswaldes, ist aber als einzige eine Ruine. Sowohl die Trendelburg als auch die Sababurg werden als Hotel/Restaurant bewirtschaftet. Dafür hat die Krukenburg die längste Geschichte aufzuweisen und ist auch in architektonischer Hinsicht etwas ganz Besonderes.

 

Denn mitten in der Burganlage befand sich eine schon früher errichtete Kirche, ab 1107 etwa, deren Grundriss die Form eines Kreuzes hat. Diese Kirche wurde 1126 fertiggestellt und wahrscheinlich war man im westfälischen Paderborn damals schon genauso katholisch wie heute, denn der Paderborner Erzbischof Heinrich II. von Werl reiste eigens an, um die Eröffnungsrede zu halten und die Kirche Johannes dem Täufer zu weihen. (Und vermutlich gabs danach `ne fette Party!) Angeblich ist das architektonische Vorbild dieses Kirchenbaus die Grabeskirche in Jerusalem gewesen. Wie man an die Baupläne kam? - Nun, diese soll (wieder angeblich) einer der Mönche des Klosters Helmarshausen von seiner Wallfahrt nach Jerusalem mitgebracht haben.

Und nun kommen wir zur Burganlage: Es gab Streitigkeiten zwischen den Bistümern Köln, Trier und Paderborn und wir alle wissen, dass Streitigkeiten in dieser Epoche nur eine nette Beschreibung für "blutiges Gemetzel" sind. Also ging man auf Nummer sicher und errichtete zum Schutz der Kirche eine Burganlage drumherum.

 

Anscheinend musste es schnell gehen, denn in nur fünf Jahren, von 1215 bis 1220, entstand eine klassische Burganlage mit allem, was dazugehört. Und man leistete gute Arbeit, denn Mauern, Türme, Burggraben, Burgtor und Bergfried sind noch heute zwar nicht komplett, aber doch bestens zu erkennen erhalten.

 

Nützte aber alles nichts, ab 1223 ging die "Verpfändungsserie" der Burganlage los: Vom Bistum Köln an den Graf von Everstein an das Erzbistum Paderborn. Erst ab 1479 stand die Burg unter hessischem Schutz, fiel dann teilweise ab 1496 wieder zurück an Paderborn und ab 1597 wieder komplett zurück an Hessen.

Ab 1617 verfiel die Burg und wie es oft der Fall ist, wurden große Teile der Mauern von der Bevölkerung entwendet, um die Steine für die eigenen Belange bzw. für den eigenen Hausbau zu verwenden.

 

In den 70ern wurde die Ruine restauriert und erfreut heute Touristen, die auf dieser gepflegten Anlage zwischen den alten Mauern umhergehen und den Bergfried erklimmen können und sich dabei vorstellen, wie wohl dort das Leben vor so vielen Jahrhunderten gewesen sein muss.

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0