Büchermonat Januar 2021


Den Januar 2021 haben wir - wie sowieso schon lange vorher vermutet - im kompletten Lockdown verbracht. Das hiess für uns also, dass sich das Leben einzig zwischen Arbeit, zuhause, schnell mal in den Supermarkt und Gassigehen mit den Hunden abspielte. Keine Treffen mit Freunden oder Familie, keine sonstigen Termine oder Verabredungen. Man sollte also meinen, dass gerade ich, die auch noch zehn Tage Urlaub hatte, eine Menge Zeit zum Lesen hatte. - Dem war allerdings ganz und gar nicht so. Also eigentlich schon, was die Zeit angeht, allerdings hatte ich im Januar eine solch lust- und energielose Phase, dass ich schlußendlich nur vier Bücher gelesen habe, bei denen zu meinem großen Bedauern noch nicht mal eins dabei war, das mich so richtig vom Hocker gerissen hat.

 

Vier Bücher also mit insgesamt 1472 Seiten, was durchschnittlich 47 Seiten pro Tag sind. Interessanterweise waren alle vier Bücher von männlichen Autoren und drei der Bücher führten mich über den Kanal ins Königreich, nach Dorset, Schottland und London. Das vierte Buch liess mich gedanklich ins österreichische Niemandsland reisen. Auch was die Genres angeht, lagen die Bücher mehr oder weniger dicht beieinander: Ein Thriller, ein Krimi, eine düstere und brutale Dystopie und eine wahre Geschichte:

 

 


Gelesen

1. "Der Mädchenwald" von Sam Lloyd

Rezensionsexemplar  

Dorset, England - Die 13jährige Elissa verschwindet während eines Schachturniers, an dem sie teilnimmt, als sie kurz was aus dem Auto holen will. Gekidnapped - jedoch ohne Motiv und ohne Lösegeldforderung. Sie findet sich unter der Erde wieder, angekettet in einem alten Keller, ohne Licht und ohne Hoffnung. Als der 12jährige Elijah, der mit seinen Eltern in den Wäldern wohnt, nicht zur Schule geht und weder Handys noch Internet kennt, sie auf seinen Streifzügen findet, schöpft sie Hoffnung und beginnt, sich mit ihm anzufreunden. Doch Elijah ist längst nicht so dumm wie es scheint und nicht der, für den man ihn hält....

 

Spannender Thriller, jedoch leider mit einigen Schwachpunkten. Meine komplette Rezension findest Du HIER

 

 

 

2. "Die Schöne und der Tod" von Bernhard Aichner

Irgendein Kaff, Österreich - Max Broll wollte eigentlich Journalist werden, kehrte dann aber doch zurück ins heimische Kaff, um die Nachfolge seines verstorbenen Vaters anzutreten. Als Totengräber lebt er nun ein ruhiges und zufriedenes Leben zwischen Friedhof, Sauna (die direkt an den Friedhof grenzt und dem Pfarrer ein absoluter Dorn im Auge ist) und Saufgelagen (oh ja, es wird anständig gesoffen in diesem Buch) und ist zufrieden mit sich und der Welt.


Als seine Ex Emma wieder auftaucht und ihre tote Schwester im Schlepptau hat, die Max beerdigen soll, wird seine Welt durcheinander gewirbelt, denn natürlich sind noch Gefühle für Emma da und natürlich passt das der aktuellen immer-mal-wieder-Freundin Hanni gar nicht.


Dann wird die tote Schwester aus dem Grab entwendet und Max nimmt die Fährte auf wie ein Terrier. Dass seine Stiefmutter die leitende Ermittlerin in diesem Fall ist und ihm jegliche Einmischung untersagt, interessiert ihn dabei wenig. 


Es sind ziemlich schräge Charaktere, die Bernhard Aichner da zusammengeführt hat. Schräge Charaktere mit teilweise seltsamen Angewohnheiten. Aichner ist ein Autor, der polarisiert, den man entweder mag oder nicht. Allein seine Art, Dialoge zu schreiben, verwirrt viele Leser - ich finde sie großartig, da sie in meinem persönlichen Kopfkino alle dazugehörigen Gefühle perfekt transportiert.


Und auch wenn dieser Krimi ziemlich viel Klamauk enthält, habe ich ihn sehr gerne gelesen und spreche eine Empfehlung aus. 




3. "Tagebuch eines Buchhändlers" von Shaun Bythell

Wigtown, Schottland - Der Laden "The Bookshop" von dem in diesem Buch die Rede ist, existiert wirklich und ist nach eigenen Angaben das größte Antiquariat Schottlands. Allerdings könnte man bei der Lektüre darauf kommen, dass die Geschäfte nicht allzu gut laufen, was wiederum den Besitzer Shaun vielleicht dazu verleitet hat, ein Buch über das tägliche Leben im Laden zu schreiben.


Herausgekommen ist ein Tagebuch, das ein Jahr beschreibt und meistens voller Nichtigkeit ist. Es passiert einfach nicht besonders viel im Laden. Es wird nicht allzu viel verkauft, dafür in Mengen angekauft. Die Mitarbeiterinnen sind allesamt respektlos und machen mehr oder weniger was sie wollen. Shauns Beschreibungen seiner Kunden könnte den Leser zu der Annahme verleiten, dass Shaun entweder Menschen im Allgemeinen nicht leiden kann oder dass er es tatsächlich Tag für Tag nur mit unverschämten Idioten zu tun hat.


Alles in allem hat dieses Buch weder Tiefgang, noch ist es spannend oder löst irgendwelche Emotionen aus. Sämtliche Protagonisten blieben mir fremd oder waren mir unsympathisch. Trotzdem liest man einfach immer weiter, was vielleicht der Atmosphäre geschuldet ist. Man wähnt sich ständig zwischen Unmengen von Büchern und liest und liest, obwohl nicht viel los ist in diesem Bookshop. 


Alles in allem war das ein netter kleiner Ausflug in die Welt der Antiquariate, jedoch würde ich kein zweites Buch von diesem Autor lesen. 




4. "1984.4" von Philip Kerr

Rezensionsexemplar  

London, England - Wir schreiben das Jahr 2034, die Welt ist überbevölkert, Überwachung auf Schritt und Tritt ist Normalität und jeder hat sich den Gesetzen der Großmacht "Winston" zu fügen. - Parallelen zum Klassiker "1984" von George Orwell sind hier nicht zufällig, sondern gewollt. Philip Kerr hat mit seinem letzten Buch nicht nur eine düstere Dystopie in Form eines Jugendromans geschrieben, sondern auch noch eine Hommage an George Orwell.

 

Warum ihm das meiner Meinung nach nicht perfekt gelungen ist, was an diesem Roman ich gut fand und was nicht, könnt Ihr in meiner ausführlichen Rezension HIER nachlesen. 

 

 

 


Ihr erinnert Euch sicherlich an mein Vorhaben, dieses Jahr keine neuen Bücher zu kaufen, sondern die Bücher zu lesen, die schon lange in meinen Regalen auf ihren Einsatz warten? HIER könnt Ihr das Ganze nochmal nachlesen. Was das Kaufen von neuen Büchern angeht, war ich im Januar sehr erfolgreich und habe tatsächlich kein neues dazu gekauft. Außerdem habe ich zwei der lange unbeachteten Bücher aus meinen Regalen nun endlich gelesen. Die zwei anderen Bücher sind Neuzugänge, allerdings Rezensionsexemplare, die ich natürlich weiterhin lesen werde, allerdings werde ich sehr gründlich auswählen, was mich interessiert und was nicht.

 

Was habt Ihr im Januar gelesen? War ein Highlight für Euch dabei? Oder ein totaler Flop?

 

 

 

 

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