Aber zurück zu den Campern: Im ersten Teil meiner Feldstudien habt Ihr die
verrückten Katzenladies, die Zeltaufbau- und Packgenies, die Einfallsreichen, die Tierfreunde, die Kiffer und die Phantome kennengelernt. Natürlich ist damit aber noch längst nicht das Ende der
Fahnenstange erreicht!
Noch einmal kurz zur Erinnerung:
"ALLÜREN (FRANZÖSISCH ALLURE "GANG", "BENEHMEN"; FAST NUR IM PLURAL GEBRÄUCHLICH)
IST IM ALLGEMEINEN EINE BEZEICHNUNG FÜR AUFFÄLLIGES ODER ÜBERTRIEBENES MENSCHLICHES VERHALTEN"
So. Und hier folgt nun der zweite Teil:
DIE VERNIEDLICHER
Die VERNIEDLICHER sind eine vierköpfige Familie - Vater, Mutter, (beide etwa Ende 30 bis Anfang 40) Tochter und Sohn - gerne etwas alternativ angehaucht und kommunizieren - und jetzt kommt das Allerschlimmste - nur in Babysprache miteinander. Normale Namen haben sie auch nicht, sondern stellen sich uns als Moni, Björni, Torbi und Lotti vor.
Bei Moni, Björni, Torbi und Lotti scheint immer die Sonne und sie sind gefühlt den ganzen Tag am oder im Wohnwagen und spielen pädagogisch wertvolle Spiele, auf die Torbi und Lotti keinen Bock haben und bei denen Björni nur gute Mine zum bösen Spiel macht, denn eigentlich würde er viel lieber wie ein richtiger Camper mit den Nachbarn vorm Grill ein Bier zischen. Oder auch zwei. Das weiß Moni jedoch zu unterbinden, denn im Urlaub hat die Familie gefälligst pädagogisch wertvoll aneinanderzukleben. Und am Grill steht sowieso Moni samt Feuerlöscher. Nicht das da am Ende noch was passiert....
DIE KREISCHER
Die KREISCHER sind jene Übermütter, die hinter jedem Grashalm eine potentielle Gefahr für ihre Nachkommenschaft wittern. Ich meine, jetzt mal ernsthaft - auf einem Campingplatz im Nirgendwo kann man seine Kinder doch ruhig auch mal in einem Radius von 100 Metern laufen lassen, ohne dass der halbe Platz sich das permanente "Nicht so schnell! Pass auf! Gleich fällst Du! Zieh dir gefälligst deine Socken wieder an! Aber nicht weiter als bis zum grünen Zelt! Der Hund da vorne beisst dich! Nicht ins Gras setzen!"...anhören muss, oder?
Und wer denkt, dass sich die Übermütter tagsüber so sehr verausgabt haben, dass sie abends müde sind, der täuscht sich. Denn jetzt geht die Party erst richtig los. Im Waschhaus. Wo es ja bekanntermassen dank der gekachelten Gegebenheiten eine richtig gute Akustik gibt und nun der komplette Campingplatz in den Genuss von "Doch, du musst jetzt duschen! Du wäschst dir auch die Haare! Die Mama holt gleich den Papa! Der Papa schimpft mit dir! Die Mama wird böse!!!! Die Mama zählt jetzt bis drei, dann holt die Mama den Papa!!! Und der Papa ist dann ganz doll böse!!! So, die Mama holt jetzt den Papa! Du sollst unter der Dusche bleiben!!! Der Papa ist bestimmt schon unterwegs!!!"..... an dieser Stelle stellen wir uns eine Endlosschleife, einen völlig unbeeindruckten Nachwuchs und eine Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs vor. Nun ja, Urlaub definiert eben jeder anders....
DIE HEMMUNGSLOSE
Die HEMMUNGSLOSE treffen wir regelmässig auf einem unserer liebsten Campingplätze, denn dort hat sie einen Dauerplatz und geht dem Betreiber putzenderweise zur Hand. Soweit so gut. Nun ist es aber so, dass die Hemmungslose das kleinste Fitzelchen Staub aus einer Entfernung von 100 Metern wittert und der Meinung ist, für Zucht und Ordnung sorgen zu müssen. Überall. Und ihre Nase in die Angelegenheiten der Camper stecken zu müssen. Ebenfalls überall. So kann es dann also schon mal passieren, dass die Hemmungslose an der Spülstation anfängt, den Platz um den spülenden Camper (der noch gar nicht fertig ist) sauberzumachen und dabei auch gleich das ein oder andere Geschirrteil aus dem Becken fischt und begutachtet. Die Hemmungslose sieht es ebenfalls als ihre Pflicht an, zu jeder Zeit in die Waschräume zu platzen und die dort Anwesenden zu fragen, ob sie sich denn auch überall ordentlich gewaschen hätten?
Und überaus korrekt ist sie, die Hemmungslose, das muss man ihr lassen! Wenn sie ihr Auto auf dem Campingplatz bewegt, geschieht das nur mit eingeschalteter Warnblinkanlage, penibel in Schrittgeschwindigkeit und wild winkend. Für den Fall, dass man sie nicht bemerkt. Man weiss ja nie. Was da alles passieren könnte!
HEKTIK VS. ZEITLUPE
Ein sehr kurioses Schauspiel bot sich uns vor einiger Zeit an unserem letzten Abend auf Korsika, bevor wir am nächsten Morgen - genau wie unsere Nachbarn - die Fähre aufs Festland nehmen mussten.
Und genau jene Nachbarn sorgten dann auch für die Abendunterhaltung. (Komischerweise war es zwei Jahre zuvor auf genau dem selben Campingplatz ebenso: Vergesst das Fernsehen, beobachtet lieber
die Nachbarn!)
Sie war die Macherin und hatte ganz klar die Hosen an. Er war ....hmmmm.... schwer zu beschreiben. Gleichgültig? Müde? Unter Drogeneinfluss? Jedenfalls hüpfte sie herum wie ein aufgescheuchtes
Huhn, während er sich nur in Zeitlupe bewegte. Bis heute verstehe ich nicht, warum sie permanent zwischen dem Waschhaus und ihrer Parzelle hin und her flatterte und ein Kleidungsstück nach
dem anderen wusch. Wo ist da der Sinn, wenn man am nächsten Morgen alles zusammenpacken und nach Hause fahren muss? Dass die Wäsche bis dahin nicht mehr trocknen würde, hätte ihr klar sein
müssen, denn es war ziemlich kalt an diesem Abend und es herrschte eine hohe Luftfeuchtigkeit. Sie wusch und wusch und wusch jedoch und hängte ein nasses Kleidungsstück nach dem nächsten auf die
provisorisch festgezuppelte Leine. - Natürlich kam es wie es kommen musste: Die Leine hielt dem Gewicht irgendwann nicht mehr stand, es machte laut "RRRRATSCH"....und die komplette Wäsche lag auf
dem mit losem Sand und Kiefernnadeln übersähten Boden. Mr. Zeitlupe saß am Campingtisch, hörte das "RRRRATSCH", drehte etwa drei Sekunden später gaaaaanz laaaangsam den Kopf zum Ort des
Geschehens ......und drehte selbigen anschließend in ebensolcher Geschwindigkeit und völlig unbeeindruckt wieder weg.
Sie kam mit der nächsten Ladung Wäsche vom Waschhaus....und bekam einen Anfall. Vor lauter Frust rekrutierte sie ihn dann dazu, die Dachbox ihres Bullis zu packen, was natürlich auch wieder nur in Zeitlupe geschah, während sie die Wäsche erneut wusch und aufhing.
Als sie fertig und im Bett war, fing es dann übrigens an zu regnen....
DIE ZAUBERER
Ihr kennt diese Minibusse des Herstellers Subaru, die irgendwie immer aussehen, als würden sie in der nächsten Kurve umkippen? Unterschätzt diese Fahrzeuge nicht, denn sie sind das Pendant zur Reisetasche von Mary Poppins! - Jedenfalls bekamen wir 2014 auf einem Campingplatz an der Mosel genau diesen Eindruck:
In unserer Nachbarschaft kam ein solcher Minibus, besetzt mit zwei recht großen und auch sehr korpulenten Briten, an. Damit wäre der Bus dann eigentlich auch schon bis zur Obergrenze beladen gewesen. Eigentlich! Denn beim Beobachten des Auspackens wurden unsere Augen immer größer. Diverse Bierkästen, Kochstelle, Grill, Angelausrüstung, Tisch und Stühle, Pavillon, Fernseher, Sattelitenschüssel, Wäscheständer(!!!), Ventilator, Kaffeemaschine, Toaster, Mikrowelle(!!!), Holzkohle....und was man eben sonst noch zum Camping braucht, stapelten sich irgendwann auf dem Rasen vor dem Bulli. Respekt!
Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie die das alles verstaut haben und noch eine Frage ist bis heute offen geblieben: Wo haben die beiden Briten eigentlich geschlafen???
Welche Macken Eurer Campingnachbarn habt Ihr schon beobachtet? Schreibt es mir gerne in die Kommentare!
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Kastenholz, Anni (Dienstag, 26 September 2017 19:16)
ich hab Tränen gelacht, genau das liebe ich. Ruhig sitzen und beobachten, es kann nicht schöneres, unterhaltsameres geben...
Wo finde ich Camperallüren 1. Teil?