Buchbesprechung: "Helle und die kalte Hand" von Judith Arendt

*Rezensionsexemplar 


Erster Satz:

"Steig ein!"


... und mit diesem ersten Satz ist man als Leser direkt drin. In der Geschichte, in der Kälte des nördlichsten Punktes Dänemarks, in der klaren Seeluft, in den Dünen und in der kleinen Polizeistation von Skagen. Man freut sich über ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Protagonisten und über die Herzlichkeit, mit der hier - trotz Leiche - das dänische Hygge-Gefühl ein ums andere Mal, bzw. ein um die andere Seite dazu einlädt, es sich mit Tee und Keksen und eben diesem Buch auf der Couch gemütlich zu machen und den Alltag abzuschalten.

 

Mit "Helle und der Tote im Tivoli" hat Judith Arendt den ersten Teil um Helle Jespers und ihre Kollegen auf dem kleinen und teilweise wie vergessen wirkenden Polizei-Aussenposten hoch oben im dänischen Skagen vorgelegt und mich damit seinerzeit sehr begeistert. Auch dieser zweite Teil ließ sich nun wieder in einem Rutsch durchlesen und war wie ein Treffen mit alten Freunden.

 

Mit Helle Jespers hat die Autorin eine Figur geschaffen, die man einfach mögen muss, mit der man sich identifizieren kann, die unsere Freundin oder Nachbarin sein könnte. Helle ist um die 50, etwas übergewichtig, glücklich verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder, einen Hund und ein gemütliches Heim in den Dünen. Helle isst gerne und gut und lässt sich diesbezüglich nur zu gerne von ihrem Mann Bengt verwöhnen, der ein begeisterter Hobbykoch ist. Helle trinkt auch gerne mal einen Rotwein, neigt allerdings auch dazu, während stressiger Ermittlungsarbeiten abends zu viel zu trinken, gelegentlich dann sogar zu rauchen und nicht mehr besonders auf sich zu achten. Dazu kommen die typischen Symptome der Wechseljahre und die Trauer darum, dass nun beide Kinder aus dem Haus sind, die es ihr bei diesem Fall auch nicht unbedingt einfacher machen, die sie oft in ein kleines Loch fallen und an sich selbst zweifeln lassen, die dem Leser jedoch auch zeigen, dass Helle ein ganz normaler Mensch mit Stärken und Schwächen, Ecken und Kanten ist.

 

Helle ist die Chefin der kleinen Polizeistation von Skagen, in der es eine Handvoll Mitarbeiter gibt, die meistens nicht viel mehr zu tun haben, als Falschparker zu ermahnen. Es geht sehr beschaulich zu dort oben im Norden und so manch einer der Polizisten wünscht sich etwas mehr Abwechslung im Arbeitsalltag.

 

Diese Abwechslung bekommen die Polizisten, als in den Dünen eine Leiche gefunden wird. Die Leiche einer Asiatin, die durch den trockenen Sand mumifiziert wurde, deren Identität unklar ist und die scheinbar niemand vermisst. Helle wird vom Polizeichef in Frederikshavn die Leitung für diesen Fall anvertraut und es wird ein Team gebildet. Aber was soll man ermitteln, wenn man keinerlei Anhaltspunkte hat? 

 

Dass Helle durchaus was auf dem Kasten hat und nicht nur eine gelangweilte Dorfpolizistin ist, hat sie bereits einmal beweisen können. Nun tastet sie sich langsam an den Fall heran, befragt, wägt ab, hinterfragt und kommt der Wahrheit immer näher, macht sich selber aber dabei am meisten Druck. 

 

Die Auflösung des Falles offenbart schließlich Grausamkeiten und menschliche Abgründe, die es so wohl überall auf der Welt gibt. Die Beschreibung der Ermittlungsarbeiten ist es jedoch, was dieses Buch ausmacht. Die Lebendigkeit der einzelnen Protagonisten, die Dialoge und die bildlichen Beschreibungen, bei denen man immer wieder Lust auf Strand, Meer, Dünen und Zimtschnecken bekommt. Die Autorin hat einen wunderbaren Schreibstil, mit dem sie den Leser sofort mitreißt, ihn gekonnt immer ein wenig mehr als die Protagonisten wissen lässt und ihn somit gespannt Seite um Seite lesen lässt.

 

Mein Fazit lautet hier: 5 von 5 Glitzersternen!

 

 

Meine Rezension zu Helles erstem Fall  "Helle und der Tote im Tivoli" findet Ihr HIER

 

 

 

 

 


INFOS ZUM BUCH

 

TITEL: Helle und die kalte Hand

AUTOR: Judith Arendt

REIHE: Teil 2

VERLAG: Atlantik Verlag

 

ISBN: 978-3-455-00657-5

ERSCHIENEN im Oktober 2019

FORMAT: Klappbroschur

SEITEN: 304

PREIS: 16,00 Euro


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