Ein Monatsrückblick
Rückblicke sind in der Regel dazu da, um zu reflektieren, um schöne Momente gedanklich noch einmal zu erleben oder auch, um aus Fehlern zu lernen. Rückblicke können jedoch auch sehr traurig sein. So wie dieser hier...
....denn unsere Lima ist nicht mehr bei uns. Siebeneinhalb Wochen ist es nun her, dass wir sie gehen lassen mussten, dass sie inmitten ihres Rudels auf ihrem Lieblingssofa für immer eingeschlafen ist - und der Schmerz und die Verzweiflung darüber haben bisher kein Stück nachgelassen. Der Mai war nach achteinhalb gemeinsamen Jahren der erste komplette Monat ohne sie. Sie fehlt uns allen so sehr.
Wir wussten, dass es ihr letztes Jahr bei uns sein würde. Wir wussten, da sie so stark abgebaut hatte, dass sie Weihnachten nicht mehr erleben würde. Dass es dann aber so schnell gehen würde, dass von Januar bis zu diesem Tag im April Sorgen und emotionaler Stress unsere ständigen Begleiter sein würden - damit hatten wir nicht gerechnet. Ihr immer besorgniserregender werdendes Laufbild, die schlechten Leberwerte und der Dauerdurchfall sprachen ihre eigene Sprache. Physiotherapie, Massagen und frisch Gekochtes brachten leider nur kleine Erfolge. Im März dann nach einem Gentest der Schock: Lima litt an Degenerativer Myelopathie, einer Krankheit, die die Nerven absterben lässt. Einer Krankheit, die nicht heilbar ist. Einer Krankheit, die uns dazu zwang, unserem Hund beim Verschwinden zuzusehen.
Die Lebensfreude verließ Lima nach und nach und als sie am 8. April kaum noch stehen und laufen konnte, wussten wir, dass es soweit ist. Am 11. April trat sie ihre letzte Reise an und hinterließ eine riesengroße Lücke. Zuhause fühlte sich nicht mehr wie zuhause an und der Urlaub, der kurz danach anstand, war der traurigste, den wir jemals erlebt haben. Wir verstreuten etwas von ihrer Asche am Strand, denn den Strand hatte sie geliebt. Wie schön war es immer, sie dort laufen zu sehen, mit ihrem typischen Lachen im Gesicht, weil sie einfach nur zu ihrem Vergnügen Gas geben durfte und nicht, wie damals in Spanien, Leistung erbringen musste und skrupellos dorthin geprügelt wurde.
Heute ist es nun siebeneinhalb Wochen her. Wir sind nicht mehr komplett und wir leiden alle drei wie am ersten Tag. Immer noch fließen fast täglich die Tränen und die Trauer packt einen meist urplötzlich und lässt dann erstmal nicht mehr los. Der kleine Spike vermisst seine Gefährtin extrem und mag nicht mehr allein sein. Sie gab ihm gerade in den letzten Jahren, als er zusätzlich zu seiner Blindheit auch noch taub wurde, sehr viel Sicherheit. Nun ist sie nicht mehr da. Und das tut weh. Jeden Tag, jede Stunde und jede Minute. Denn Lima war ein ganz besonderer Hund. Sie fehlt so sehr.
Ich wusste nicht, dass Trauer einen Menschen derart auslaugen und lähmen kann. Aber das kann sie. Trauer ist mächtig. Leider.
Da sind wir also nur noch zu dritt und immer wieder kommt von Freunden und Bekannten die Frage, ob wir wieder einen zweiten Hund wollen? - Irgendwann bestimmt. Im Moment ist die Trauer um Lima aber noch zu präsent. Wir haben sehr viel zu verarbeiten und das wird dauern.
Es gab eine sehr einschneidende Neuerung bei uns im Mai, die uns glaube ich allen drei extrem gut tut: Wir sind jetzt Dauercamper! Wie es dazu kam ist schnell erklärt: Ukraine - explodierende Spritpreise - die Frage, ob man es sich überhaupt noch leisten kann, den Wohnwagen tausende Kilometer weit zu ziehen. Geliebäugelt hatten wir immer mal wieder mit einem festen Stellplatz, allerdings muss einem ja auch der Campingplatz und das Drumherum gefallen und es sollte nicht allzu viel Fahrtzeit beanspruchen, aber auch nicht um die Ecke sein. Was soll ich sagen? - Wir haben unseren Platz gefunden. Ein kleines Naturparadies, in dem man keine von Menschen gemachte Geräusche hört. Ein Platz, an dem wir richtig zur Ruhe kommen, was wir im Mai schon ausgiebig getestet haben. Ein Platz, der uns ein kleines Stückchen Glück zurück ins Leben bringt.
Dafür, dass wir erst seit vier Wochen zu den Dauercampern gehören, ist auf unserer Parzelle schon einiges passiert, denn der Göttergatte (nebst Bauleitung Spike) hat an nur einem Wochenende, an dem ich leider arbeiten musste, komplett allein die Terrasse und den Zaun aufgebaut (und hatte am Montag danach solchen Muskelkater, dass er nur noch rückwärts die Treppe runter kam). Eine Feuerstelle, ein Weg zur Terrasse und zum Geräteschuppen (der ebenfalls in Eigenregie entsteht und ein kleines Schwedenhäuschen werden soll) und etwas ortstypisches Grünzeugs sollen das Ganze komplett machen. Aber schon jetzt ist ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen und wir fühlen uns extrem wohl auf unserer Parzelle.
Mit dem Dauerstellplatz kam ein neues Hobby: Stempel sammeln. Denn der Wohnwagen steht nun - wie soll es anders sein - in unserem heißgeliebten Harz und hier gibt es die Stempelstellen der Harzer Wandernadel - 222 Stempel, die über den ganzen Harz an interessanten Orten verteilt sind. Fünf haben wir bereits "erwandert" und sind dabei sogar einmal in den Genuss einer Kletterpassage gekommen.
Es macht Spaß und den Kopf frei und Spike ist immer dabei (tatsächlich auch beim Klettern, denn 3,5 kg Hund sind schnell verstaut) und das ist doch mehr, als man sich wünschen kann.
Wir sind im Mai sehr viel mit dem Rad gefahren und was mit Lima aufgrund ihrer Größe leider nie möglich war, ist mit Spike nun kein Problem mehr: Er kommt mit! Sitzt wie Graf Koks in meinem Lenkerkorb und lässt sich den Wind um das Schnäuzchen wehen.
Natürlich kommen die Räder nun auch mit zur Parzelle im Harz und der Göttergatte plant, dort demnächst mal mit den Rädern hoch auf den Brocken zu fahren. Man darf gespannt sein....
Ebenfalls neu im Mai: Drei Hochbeete sind in unseren Garten gezogen und ich hoffe sehr, dass ich mir demnächst das immer teurer werdende Gemüse aus dem Supermarkt sparen kann.
Die Tomaten, die ich aus Samenkörnern gezogen habe, machen sich hervorragend und zeigen schon erste Blütenstände. Bei den Chilis und Radieschen tut sich auch einiges. Die Zucchini werde ich wohl teilweise verschenken müssen, denn ich glaube, das werden sehr sehr viele. Die Physalis wollen leider nicht so recht wachsen. Die Salatgurken sind voller Blüten, allerdings auch voller Ameisen. Möhren, Dill, Petersilie, Rosmarin und Basilikum wachsen ebenfalls erfreulich gut. Sorgen macht mir dabei nur, dass überhaupt keine Bienen unterwegs sind. Ich habe vorgestern eine bei uns im Gras gesehen und da ist mir erst aufgefallen, dass ich vorher im Jahr noch gar keine gesehen habe. Zumindest nicht bewusst.
Lesetechnisch ist der Mai nicht weiter erwähnenswert, denn nach Limas Tod hatte ich große Schwierigkeiten, mich überhaupt auf Bücher zu konzentrieren, habe viele angefangen und dann doch wieder zur Seite gelegt. Nichts konnte mich so richtig erreichen und die Gedanken schweiften immer wieder ab.
Drei Bücher habe ich dann allerdings doch beendet:
Sommernacht von Lucy Foley ist das klassische "Mehrere Personen sind von der Außenwelt abgeschnitten und unter ihnen ist ein Mörder". Interessant ist hierbei, dass das Ganze rückwärts erzählt wird und der Leser erst zum Schluß erfährt, wer die Leiche ist. Teilweise arg übertrieben, trotzdem eine gute Unterhaltung.
Während Das Chalet von Ruth Ware ebenfalls das Abgeschnitten-von-der-Außenwelt-Thema bedient, hierbei jedoch gleich von Anfang an zu viel verrät. Wenn man eins und eins zusammenzählt, weiß man recht schnell, wer der Mörder ist und nach der Hälfte nennt die Autorin auch den Namen. Der Rest ist ein Katz-und-Maus-Spiel mit einem mehr als lahmen Ende. Nicht weiter erwähnenswert.
Mittelalter von Thomas Frenz gehört zur 100 Seiten Reihe des Reclam Verlags und behandelt auf exakt 100 Seiten alles Wichtige über das Mittelalter. Ich mag diese Reihe total, denn man kann noch viel dabei lernen.
Bleibt mir also nur, Euch einen schönen Juni zu wünschen und darauf zu hoffen, dass dieser Monat mehr Freude als Trauer für mich bereit hält.
Oh, und nochmal zum Thema Camping: Natürlich urlauben wir jetzt nicht nur noch im Harz. Ganz im Gegenteil, denn der nächste Dachzelturlaub/Roadtrip steht schon in den Startlöchern. Später hier dann dazu mehr....