Kurz gesagt - Mein Lesemonat Januar 2020

...und was sonst noch in der Welt los war


Als ich mich dazu entschlossen habe, hier einen monatlichen Überblick mit Kurzrezensionen zu den von mir gelesenen Büchern zu veröffentlichen, ging es mir eigentlich tatsächlich nur um diesen Überblick. Für Euch und natürlich auch für mich. Dann aber kam mir noch die Idee, die Schlagzeilen des jeweiligen Monats mit zu verarbeiten und wow! ...was hat sich innerhalb dieser paar Wochen die Welt verändert! Während im Januar die Hauptthemen die Querelen zwischen dem Iran und den USA und die Buschbrände in Australien waren, war der Corona-Virus nur unter "ferner liefen..." zu verzeichnen. Und heute? - Aber das muss ich Euch ja nicht erzählen. Und ja, ich weiß, dass wir bereits März haben und ich mit meinem Rückblick ein wenig hinterherhinke, aber ich denke, in nächster Zeit werden wir alle gezwungenermaßen sehr viel Zeit zum Lesen haben...

 

 

Mein Lesemonat Januar 2020

Acht Bücher habe ich im Januar gelesen, jeweils von vier männlichen und vier weiblichen Autoren*innen. Insgesamt bin ich dabei auf 3122 Seiten gekommen und auf eine persönliche Durchschnittsbewertung von 3,6 von 5 Glitzersternen. Ich bin zwischen den Seiten in die USA gereist, nach Österreich, Frankreich, England, Pakistan und in die Karibik, bin aber auch in Deutschland geblieben, genauer gesagt in Wiesbaden und Dresden. Vom Thriller übers Drama und dem historischen Roman bis hin zur zeitgenössischen Literatur und sogar einem Klassiker war alles dabei:

 

1. "Tick Tack" von Megan Miranda

Dieser Thriller unterscheidet sich insofern von anderen Büchern dieser Art, dass hier die Geschichte rückwärts erzählt wird. Wir haben ein Zeitfenster von 15 Tagen, ein seit zehn Jahren verschwundenes Mädchen und ein seit ein paar Tagen vermisstes Mädchen. Und da wir als Leser ja nun gleich zu Anfang erfahren, was sich an Tag 15 zuträgt, denken wir natürlich, wir wissen, wie das Puzzle zusammengehört. Unnötig zu erwähnen, dass wir in eine völlig falsche Richtung denken und uns von dem, was wir als logisch und offensichtlich empfinden, blenden lassen. Immer mehr Zusammenhänge kommen hier ans Tageslicht, was der Geschichte mit jeder Seite mehr Spannung verpasst. Und am Ende..... da ist dann alles doch ganz anders.

 

Mein Fazit lautet hier: 4 von 5 Glitzersternen

 

 

2. "Todesurteil" von Andreas Gruber (Zweiter Teil der Todes-Reihe)

"Todesfrist", der erste Teil dieser Reihe, hat mich Ende 2019 schon völlig begeistert und man mag es nun kaum glauben, aber "Todesurteil" war tatsächlich NOCH besser! Mit Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder hat der Autor hier zwei Charaktere geschaffen, die so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht, wie good cop und bad cop, wie Yin und Yang - die man aber trotzdem mag. Alle beide. BKA-Studentin Sabine ist die niedliche, clevere und besonnene Figur, während Maarten, ihr Ausbilder, ein Menschenhasser ist, arrogant und respektlos - und trotzdem ein Genie. Als Dozent des Fallanalytiker-Nachwuchses nimmt er mit seinen wenigen Studenten ungelöste Mordfälle durch, bringt ihnen bei, sich in die Gedanken des Täters zu versetzen. Sabine erkennt rasch einen Zusammenhang zwischen mehreren alten und aktuellen Fällen, doch zunächst will ihr niemand glauben....

 

Hochspannend! Absolute Leseempfehlung und 5 von 5 Glitzersternen. 

 

 

3. "Die dunklen Winkel des Herzens" von Françoise Sagan (*Rezensionsexemplar)

Die Autorin Françoise Sagan dürfte wohl den meisten Lesern durch ihren Weltklassiker "Bonjour Tristesse" bekannt sein. 65 Jahre nach dem Erscheinen von "Bonjour Tristesse" ist nun dieser Roman im Nachlass der mittlerweile verstorbenen Autorin entdeckt worden. "Die dunklen Winkel des Herzens" ist eine bissige Gesellschaftsstudie, erzählt das Landhaus-Leben einer reichen Familie, in der jeder nur den Schein wahrt und höflich unhöflich seine Mitmenschen geradezu verachtet. Jeder ist sich selbst der nächste und so ist Egoismus hier an der Tagesordnung und Mitgefühl ein Fremdwort. Jedoch gelingt es den Protagonisten immer noch, die Contenance zu bewahren. Das Besondere an diesem Roman? - Er wurde unvollendet gefunden und ist auch genau so erschienen. Unvollendet. Und so ist mitten in einem Handlungsstrang, in dem die Autorin sicherlich einige Bomben wollte platzen lassen, das Buch zuende. Schade.

 

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen, dennoch hätte man hier besser keine halben Sachen machen sollen. 3 von 5 Glitzersternen. 

 

 

4. "Der Angstmann" von Frank Goldammer (Erster Teil der Max Heller - Reihe)

Dresden, 1945. Wir befinden uns in den letzten Kriegsmonaten, ein Fliegeralarm folgt auf den nächsten und die Bewohner der Stadt haben kaum noch etwas zu essen. Da sollte man doch meinen, dass eine Leiche mehr oder weniger dann auch egal ist, oder? - Irrtum! In der Stadt geht der sogenannte "Angstmann" um, ein Mörder, der sich bei Fliegeralarm junge Frauen, die zu spät dran sind, schnappt und brutal ermordet. Kriminalkommissar Max Heller ermittelt geradezu verbissen an diesem Fall, auch wenn ihm sein Vorgesetzter ständig Steine in den Weg legt. - Der Schauplatz Dresden ist hier gut gewählt und vor allem die Kriegsstimmung und Machtlosigkeit der Bewohner gut herausgearbeitet. Mit Max Heller bin ich jedoch nicht richtig warm geworden. Seine Söhne sind an der Front und seine Frau ist völlig verzweifelt, trotzdem scheint ihm sogar nach dem großen Bombardement, das Dresden seinerzeit völlig in Schutt und Asche gelegt hat, die Mörderjagd immer noch wichtiger zu sein. Die Zuständigkeiten wechseln und er ermittelt schließlich mit einem russischen Kommandanten zusammen. Das alles wirkt auf mich nicht rund, eher an den Haaren herbeigezogen und verliert sich gegen Ende in ständigem Fliehen, Weglaufen und Hinterherrennen durch die Ruinen Dresdens. Der Autor hat einen sehr angenehmen und eingängigen Schreibstil, was hier einiges herausgerissen hat, dennoch wird es für mich eher keine Fortsetzung der Reihe geben wird.

 

3 von 5 Glitzersternen. 

 

 

5. "Washington Black" von Esi Edugyan

Die Geschichte eines Sklavenjungen von Barbados und die große Frage "Was ist Freiheit?" George Washington Black, kurz Wash, hat sein ganzes kurzes Leben auf einer Baumwollplantage auf Barbados unter unmenschlichen Bedingungen verbracht. Gerade mal elf Jahre alt hat er schon mehr Brutalität erfahren müssen, als man in einem Leben aushalten kann. Als ihn der Bruder seines Besitzers unter seine Fittiche nimmt, scheint sich das Blatt zu wenden, denn der neue Herr nimmt Wash als Mensch wahr, ist Wissenschaftler und unterrichtet ihn. Als die beiden fliehen müssen, steht Wash fortan die Welt offen. Aber was bedeutet Freiheit, wenn man sie nie kennengelernt hat? Barack Obama erklärte dieses Buch letztes Jahr zu seinem Lieblingsbuch, was sicherlich auch mit ein Grund dafür war, dass wir es in unserem Book Club gelesen haben. Unser Fazit fiel allerdings etwas nüchterner aus: Von sechs Leserinnen fanden nur zwei die Geschichte von Wash toll, der Rest fand sie okay, mehr aber auch nicht. 

 

Auch ich gehöre zu der "okay"-Fraktion und vergebe 3 von 5 Glitzersternen. 

 

 

6. "Rote Vögel" von Mohammed Hanif (*Rezensionsexemplar)

Man nehme einen US Major, gebe ihm einen Kampfjet und den Auftrag, in der Wüste Pakistans ein Flüchtlingslager zu bombardieren. Dann lasse man den Major unverrichteter Dinge abstürzen und anschließend tagelang durch die Wüste irren. Zeitgleich nehme man einen neunmalklugen Teenager aus dem Flüchtlingscamp, der sich selbst als Geschäftsmann sieht und als furchtbar wichtig erachtet, und seinen Hund, der zu ausschweifenden philosophischen Überlegungen neigt und eine kleine Drama-Queen ist. Dieses Trio bringe man zusammen und gebe ihm eine Aufgabe: Den verschollenen Bruder des neunmalklugen Teenagers zu suchen, der einen Job im Hangar der Amerikaner hatte und plötzlich verschwunden war. Eine irre Geschichte, die mir allerdings weitaus besser mit mehr Action und weniger sich im Kreis drehendem Gedankengut der einzelnen Protagonisten gefallen hätte.

 

So gibt es von mir solide 3,5 von 5 Glitzersternen. 

 

 

7. "Sag ihr, ich war bei den Sternen" von Dani Atkins (*Rezensionsexemplar)

Wenn die Autorin Dani Atkins für eins steht, dann ist das eine gehörige Portion Drama und Herzschmerz in ihren Liebesromanen. Hach ja, wenn man für ihre Bücher in der richtigen Stimmung ist, taucht man völlig zwischen den Seiten ab und verbraucht dabei viele viele Taschentücher. So auch hier in dieser herzzerreißenden Geschichte über ein glücklich verliebtes und fast verheiratetes Paar. Einige Tage vor der Trauung kommt es zu einem folgenschweren Unfall, der die Braut für mehr als fünf Jahre ins Koma fallen lässt.... und dann fängt die Geschichte teilweise leider an, ein wenig unglaubwürdig und an den Haaren herbeigezogen zu wirken. Mehr als einmal musste ich Google befragen, ob sowas medizinisch überhaupt möglich ist. Und das Ende.... nun ja... Was jedoch eine ganze Menge wettmacht, ist dieser mitreißende Schreibstil der Autorin, der den Leser einfach mitfiebern und Partei für den ein oder anderen Protagonisten ergreifen lässt.

 

Wäre die Geschichte teilweise nicht so völlig "drüber" gewesen, hätte dieses Buch mindestens einen Stern mehr von mir bekommen, so belasse ich es jedoch bei 3,5 von 5 Glitzersternen. 

 

 

8. "Verfall und Untergang" von Evelyn Waugh

Kaum zu glauben, dass dieses Buch in den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts geschrieben wurde! Mit diesem unterhaltsamen flapsigen und bisweilen zynischen Tonfall des Autors ( ja, Evelyn ist in diesem Fall ein Männername) hätte ich niemals gerechnet. In dieser Geschichte wird das englische Bildungssystem und die Erziehung der Kinder aus gutem Hause ein wenig auf die Schippe genommen. Der Leser verfolgt mehr lachend als fassungslos die Tatsache, dass junge Männer, die unehrenhaft vom College fliegen, eigentlich nur eine Möglichkeit haben: Lehrer zu werden. Gepfiffen auf die meist überhaupt nicht vorhandenen Qualifikationen ist es zudem das reinste Glücksspiel, ob sie dann an einer elitären Schule, einer sehr guten Schule oder eben nur einer Schule landen. Unseren Protagonisten verschlägt es natürlich an eine Schule, an der sowohl Lehrer als auch Schüler nur ihre Zeit totschlagen und keiner auch nur den Ansatz einer Motivation sehen lässt. Unnötig zu erwähnen, dass es dort drunter und drüber geht.

 

Herrlich unterhaltsame 4 von 5 Glitzersternen. 

 

 


... und was sonst noch in der Welt los war

Quelle: Wikipedia

 

 

01.01.2020

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14.01.2020

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16.01.2020

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30.01.2020

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