Lifestyle: Bekenntnisse eines Serienjunkies


Ihr wollt Näheres erfahren? Okay, hier kommt die ganze Geschichte:
Letztes Jahr, ich glaube es war im November, hörte, sah und las man plötzlich nur noch "Gilmore Girls". Gilmore Girls hier und Gilmore Girls dort, Freundinnen von mir flippten schier aus, Kreischalarm, Gilmore Girls, Gilmore Girls, Gilmore Girls. Und ich? ...."Häääähhhh?"...
Okay. Da war mal was. Irgend so eine Fernsehserie, die vor etwa einem Jahrzehnt lief. Schön. Und? Als Nicht-Kenner wurde mir nun also erklärt, dass Gilmore Girls DIE Serie überhaupt war und nun im Pay-TV (das ich bis heute nicht habe) vier neue Folgen, die zehn Jahre nach Staffelende spielten, gezeigt wurden. Aha.
Zeitgleich brachte der Reclam Verlag im Zuge seiner sehr genialen 100 Seiten - Reihe, in der ein Thema 100 Seiten lang im Pocket-Format auf den Punkt gebracht wird, ein Buch zum Thema ...Ihr ahnt es schon....."Gilmore Girls" heraus.

Ich liebe Bücher und das Lesen und mir gefällt das Design der 100 Seiten - Reihe ausgesprochen gut, daher war auf einmal tatsächlich mein Interesse an den Gilmore Girls geweckt.

Die Autorin Karla Paul erklärt in diesem Buch sehr kurzweilig, worum es überhaupt in der Serie geht, spart aber auch nicht mit Fakten, Wissenswertem und ihrem persönlichen Bezug zu der Serie. Was man im Fernsehen nicht sieht, kann man hier nachlesen, nämlich zum Beispiel, dass die Drehbücher der einzelnen Episoden grundsätzlich weitaus dicker waren, als die "normaler" Serien, da in Gilmore Girls unheimlich viel und vor allem sehr schnell gesprochen wird. Die Darsteller hatten sogar einen Schnellsprech-Trainer, der ihnen beibrachte, sich nicht nur nicht zu verhaspeln, sondern dabei auch nicht den genialen Wortwitz, der sich durch alle sieben Staffeln zieht, zu verlieren.

Rory Gilmore, eine der Hauptdarstellerinnen, ist eine Leseratte vor dem Herrn und hat gerade in den ersten Staffeln ihre Nase meistens im Buch stecken. Wegen ihr kursiert im Internet die "Rory Reading Challenge", bei der Fans der Serie alle Bücher lesen, die in sämtlichen Folgen jemals gezeigt oder erwähnt werden. Die Autorin hat sich die Mühe gemacht, diese Bücher aufzulisten und ist auf über 300 (!!!) gekommen.

 

Um den Wortwitz der Serie zu unterstreichen, gibt es im Buch einige Zitate zu lesen, mit denen ich als Nicht-Kennerin nicht immer etwas anfangen konnte, die mich jedoch durchaus neugierig gemacht haben.

 

Und die Fehler! Es gibt gerade zu Anfang einige Logik- und Technikfehler in der Serie, die Karla in ihrem Buch mit einem Augenzwinkern aufgreift. Ich finde sowas ja immer sehr interessant und ich habe gehört, dass es Menschen gibt, die hobbymäßig nur nach sowas suchen. Unglaublich!

Tja, was soll ich sagen? - Das Buch hat mich so neugierig gemacht, dass ich anschließend angefangen habe, die Serie zu gucken. Die ersten drei Folgen fand ich ganz nett, spätestens nach der zehnten war ich dann jedoch süchtig.

Dank der Gilmore Girls ist mein tragbarer DVD-Player nun recht häufig im Einsatz, denn ich schalte nach wie vor kaum den Fernseher an. Ich liebe es, meine Serien überall gucken zu können: Im Bett, im Garten, in der Badewanne, im Auto, in der Küche, im Hotel, im Wohnwagen....

Probiert es doch mal aus! Ihr werdet es bestimmt genauso mögen wie ich.

 

Worum geht es also nun bei den Gilmore Girls? - Grob gesagt um die Mutter-Tochter-Beziehung in einer fiktiven amerikanischen Kleinstadt namens Stars Hollow.

Die Mutter Lorelai mochte ich auf Anhieb, denn sie ist quirlig und lustig und positiv und ständig am Sabbeln. Sie hat so einige teils kuriose Macken, was sie jedoch für mich umso sympathischer macht. Mit der Tochter Rory wurde ich hingegen nur langsam warm, da ihr streberhaftes und neunmalkluges Verhalten nicht gerade Eigenschaften sind, die ich schätze.

Zu Beginn der Serie ist Rory 16 Jahre alt und Lorelai 32. Schnell erfährt man die Vorgeschichte: Lorelai stammt aus reichem Hause, kam allerdings nie gut mit ihren Eltern, vor allem mit ihrer Mutter klar. Als sie mit 16 ungeplant schwanger wurde, war das natürlich ein Skandal und Lorelai verschwand einfach von zuhause. Sie heuerte als Zimmermädchen im Hotel Independence Inn in Stars Hollow an und wohnte dort auch zusammen mit Rory für einige Zeit in einer Gartenhütte, bis sie sich immer mehr aufbaute, schließlich ein eigenes Haus kaufte und Leiterin des Hotels wurde. Mit ihren Eltern Emily und Richard hat sie nach wie vor wenig Kontakt, muss aber nun bei ihnen zu Kreuze kriechen, da sie sich das Geld für eine hochrennomierte Privatschule, die Rory angenommen hat, nicht leisten kann.

 

Rory ist ein ruhiges, vernünftiges und sehr streberhaftes Mädchen, das nur allerbeste Noten nach Hause bringt. Sie ist das komplette Gegenteil von Lorelai, trotzdem sind die beiden die allerbesten Freundinnen. Im Laufe der Serie entwickelt sich Rory jedoch ganz erheblich, allerdings nicht immer im positiven Sinne.

 

Da Lorelais Eltern Emily und Richard sofort bereit sind, das Schulgeld für Rory zu bezahlen, verlangen sie im Gegenzug, dass die Familie jeden Freitagabend zusammen in ihrer Villa isst. Und ich liebe diese Szenen! Lorelais Eltern sind extrem versnobt und verstehen grundsätzlich keinen ihrer Witze, halten sich für etwas Besseres und rasseln eigentlich permanent mit Lorelai aneinander. Gekrönt werden diese Essen nur noch, wenn Richards Mutter Trix zu Besuch ist. Sie kann Emily nicht leiden und behandelt diese daher wie ein Dienstmädchen.

Rorys Vater Christopher hat immer mal wieder seine Auftritte in der Serie. Eigentlich ist er ein ganz netter Kerl, jedoch auch ein ziemlicher Windhund. Lorelai und er können weder miteinander noch ohneeinander, was gelegentlich zum Thema wird.

 

Schon in der ersten Folge, eigentlich bereits in der ersten Szene, ist jedoch klar, dass Lorelai und Luke, der Besitzer von Luke`s Diner füreinander bestimmt sind. Luke ist mürrisch und bisweilen ziemlich unhöflich, jedoch auch immer da, wenn man Hilfe braucht, sehr gerecht und mehr als einmal für Lorelai ein Fels in der Brandung.

Lorelai und Rory sind Stammgäste bei Luke, denn Lorelai hat keine Ahnung vom Kochen und ist süchtig nach Koffein. Kaffee ist neben Junkfood ein weiterer Hauptdarsteller der Serie und ich habe mich mehr als einmal gefragt, wie die Mädels dieses ganze ungesunde Zeugs in Massen (wirklich in unglaublichen Massen!) in sich hineinschaufeln können und dabei so schlank sind?

Die Szenen in Luke`s Diner sind jedoch irgendwann wie Nach-Hause-Kommen, denn dort trifft man andere Einwohner von Stars Hollow und dort hofft man, dass Luke Lorelai endlich bei einer der vielen Gelegenheiten, die sich ihm bieten, seine Liebe gesteht.

 

Doch was wäre diese Serie ohne die Freunde und Nachbarn der Gilmores? Das Miteinander in Stars Hollow ist es, was diese Serie ausmacht, denn der superkorrekte und ein wenig auf den eigenen Vorteil bedachte Bürgermeister Taylor Doose, der "Dorftrottel" Kirk (der noch bei Mama wohnt und in jeder Folge einen neuen Job hat), die Köchin Sookie (die zusammen mit Lorelai im Hotel arbeitet und ständig Zoff mit dem Gemüsehändler Jackson hat), der Concierge Michel (der sich grundsätzlich vor der Arbeit drückt) und Rorys beste Freundin Lane (die ihre Musikleidenschaft vor ihrer strenggläubigen Mutter verstecken muss), sind es zum Beispiel, die dieser Serie Leben einhauchen.

Man leidet und freut sich mit den Darstellern, hat schnell seine persönlichen Lieblinge herausgefunden, jedoch auch jene, mit denen man bis zum Ende nicht warm wird (bei mir waren das Babette, die nervtötende Nachbarin der Girls und Paris, die von Ehrgeiz zerfressene Kommilitonin von Rory).

 

Gilmore Girls ist definitiv eine Serie zum "entschleunigen", denn Internet und Technik spielen hier eine kaum vorhandene Rolle. Die Leute unterhalten sich lieber und zwar viel und oft.

 

Was mich an der Serie jedoch stutzig gemacht hat: Typisch für das prüde Amerika gibt es keinerlei Sex-Szenen und man sieht keine der Frauen je oben ohne. Lorelai und Rory haben im Laufe der Staffeln einige feste Freunde, es bleibt jedoch beim Knutschen und Kuscheln.

Wenn es zum freitäglichen Abendessen bei Emily und Richard geht, trinkt Lorelai allerdings immer Alkohol (bevorzugt Gin und/oder Martini) und fährt danach grundsätzlich noch Auto. Überhaupt scheint man es in der Serie mit Nüchternheit am Steuer nicht allzu genau zu nehmen.

 

 

Mein Fazit: Gilmore Girls spielt uns nicht die heile Welt vor, aber gerade das macht die Serie so sehenswert. Gepaart mit den sympathischen Darstellern, dem immerwährenden Wortwitz und der schönen Kulisse ist es eine wahre Freude, alle 154 Folgen zu sehen und mit den Charakteren zu wachsen, zu leiden, zu lachen und zu lieben.

 

P.S. Nach den Gilmore Girls gucke ich mich nun durch die Desperate Housewives....

 

 

Welche Serien mögt Ihr ganz besonders?

 

 

 

 

Vielen Dank an den Reclam Verlag, der mir das Exemplar von "Gilmore Girls" kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Trotzdem gilt natürlich: MEIN BLOG - MEINE MEINUNG!

1 Kommentare