Friedlich sieht sie aus, wie sie da in einem Waldstück am See in der Herbstsonne liegt. Und doch auch geheimnisvoll. Betrachtet man die Villa ohne Hintergrundwissen, findet man es vermutlich nur schade, dass so ein prachtvolles Haus einfach verkommt. Weiss man jedoch, was sich hier im Laufe der Jahre und Jahrhunderte abgespielt hat, läuft es einem eiskalt den Rücken herunter. - Von viel Blut, Morden, Selbstmorden und Geistererscheinungen ist die Rede. Tatsächlich zählt die Villa zu den gruseligsten Lost Places in Deutschland.
Ich bin ja wirklich kein Angsthase, aber nachdem ich im Netz einiges über diese Örtlichkeit recherchiert hatte, war ich mir zum ersten Mal wirklich unsicher, ob ich überhaupt hier hin wollte? Die Neugier hat schließlich doch gesiegt und wir hatten zufälligerweise sowieso etwas in der Gegend zu tun. Aber unter uns: Im Dunkeln würde ich einen großen Bogen um dieses Haus machen.....
Im Sonnenlicht betrachtet ist es einfach nur ein ziemlich altes und leerstehendes Haus. Im Sonnenlicht wirkt es sogar regelrecht idyllisch, denn das Gelände hinterm Haus ist überwuchert mit wildem Schmetterlingsflieder. Im Sommer muss es hier also geradezu paradiesisch sein. Wird es jedoch dunkel, geht etwas Beklemmendes vom Haus aus, wie viele Urbexer berichten. Man fühlt sich beobachtet, als ob man nicht allein wäre. Und wenn man sich die schaurige Geschichte dieses Ortes vergegenwärtigt, ist das auch kein Wunder....
Im 13. Jahrhundert fand auf diesem Gelände eine der grausamsten Schlachten statt, die es im mittelalterlichen Deutschland gegeben hat. Denn genau hier hetzten der Erzbischof von Köln und der Herzog von Brabant ihre Truppen aufeinander. Der Limburger Erbfolgestreit war der Auslöser und ein brutales Gemetzel war das Ergebnis. Schätzungsweise bis zu 1100 bis zur Unkenntlichkeit entstellte Leichen wurden geplündert und in Massengräbern verscharrt.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts kaufte ein Freiherr das Areal, da er eine Pferdezucht samt Rennbahn bauen wollte und ihm dieser Ort ideal dafür erschien. - Ein paar Jahre später musste er allerdings einsehen, dass er sich geirrt hatte...und verkaufte.
Im zweiten Weltkrieg wurde ein Teil des Hauses genutzt, um dort Zwangsarbeiter unterzubringen. Schnell entstand das Gerücht, dass einer von ihnen ein intimes Verhältnis mit der minderjährigen Tochter des Gutsbesitzers hatte. Das konnte der erboste Vater natürlich nicht zulassen - der junge Mann wurde daraufhin verhaftet und in einer Ziegelei nahe des Hauses erhängt. Später sollte sich herausstellen, dass an dem Gerücht nichts dran war....
Heutigen Gerüchten zufolge irrt der Geist des jungen Mannes immer noch über das Anwesen, verzweifelt auf der Suche nach Rache. Obwohl....gerächt wurde er schon damals: Einige Zwangsarbeiter erschlugen einen Bewohner der Villa im Hühnerstall.
In den 60ern bewohnte ein ehemaliger NS-Richter mit seiner Familie das Gebäude und bis heute ist völlig unklar, was ihn dazu bewegte, in einer schicksalsträchtigen Silvesternacht in sein Arbeitszimmer im zweiten Stock zu gehen und sich dort zu erhängen....
Zum Ende der 60er wurden auf Betreiben der Stadt Köln einige Teile des Hauses abgerissen, Fenster und Türen zugemauert. Eine einzige Bewohnerin gab es nun noch hier, der Rest wurde quasi sich selbst überlassen.
Im Jahr 2000 starb auch die letzte Bewohnerin, die Witwe des NS-Richters. Die Villa war nun also komplett verlassen, wurde zum "Geisterhaus". Denn immer wieder war und ist auch heute noch die Rede von unnatürlichen Erscheinungen, von Verwesungsgeruch im Haus und von unerklärlichen Anomalien auf Fotos. Denn natürlich machte die Entdeckung dieses Lost Place unter Urban Explorern und Geisterjägern schnell die Runde und viele reisen von weit her an, um diesen Ort mit eigenen Augen zu sehen.
Von einem beklemmenden und ängstlichen Gefühl berichten viele, sobald sie das Gelände betreten haben. Manche wollen sogar dem Geist des jungen Zwangsarbeiters persönlich begegnet sein. Und manche berichten von unerklärlichen Erscheinungen bei sich zuhause - nachdem sie der Villa einen Besuch abgestattet hatten.
Fakt ist: Die Villa hat noch keinem Glück gebracht - auch nicht den Jugendlichen, die 2007 eine Leiche im zweiten Stock fanden. Erhängt wie der NS-Richter und zudem noch im selben Zimmer wie einst in der Silvesternacht.
Von einem Fluch ist die Rede und wenn man bedenkt, dass es schon den ein oder anderen Investoren gab, der dann aber nie mit irgendwelchen Umbaumassnahmen angefangen hat, tja, dann könnte man in Versuchung geraten, zu glauben, dass da was dran ist.
Aktuell ist mal wieder von großen Taten die Rede: Ein Investor will die Villa sanieren und luxuriöse Eigentumswohnungen hineinbauen, die man angeblich bereits jetzt erwerben kann und die schon 2017 bezugsfertig sein sollen. Tatsache ist aber, dass es keine Baumaschinen, keine Baustelle und keine Bauarbeiter gibt. Die Villa schläft weiterhin ihren Dornröschenschlaf.....und das wird sie wohl auch noch in den nächsten 100 Jahren tun.