Kleine große Dinge im Februar & März 2021

Zwei Monatsrückblicke


"Das Beste an Erinnerungen ist es, sie zu machen" - keine Ahnung, wo ich diesen Spruch mal gelesen habe, aber wahr ist er allemal. Was ist jedoch, wenn man keine Möglichkeit hat, neue Erinnerungen zu machen, weil man sich wie in einer schlechten Kopie von "Und täglich grüßt das Murmeltier" vorkommt? 

 

Im Januar war ich noch einigermaßen euphorisch, dass wir trotz Corona bald wieder ein halbwegs normales Leben haben würden - nun sehe ich da ehrlich gesagt bis zum Ende des Jahres ziemlich schwarz. Der Lockdown, der bis zum 10.01. andauern sollte, wurde verlängert bis zum 14.02., um dann erneut verlängert zu werden. Wir befinden uns in der dritten Welle, obwohl mir gar nicht bewusst ist, wann genau die zweite eigentlich vorbei gewesen sein soll. Deutschland kriegt die Sache mit dem Impfen nicht hin, einer der Impfstoffe wurde zwischendurch wegen zu gefährlicher Nebenwirkungen aus dem Verkehr gezogen und vielerorts steigen die Inzidenzzahlen wieder extrem. Einer meiner Kollegen war mit der englischen Mutation des Virus infiziert und man selber fühlt sich in Gegenwart von anderen Menschen immer unwohler. 

 

In unserem Kreis liegen wir seit Februar konstant unter hundert und pendeln in den letzten Wochen zwischen 35 und 60. Seit dem 08. März sind hier die Geschäfte wieder offen, was mich allerdings trotzdem nicht in Jubel ausbrechen lässt, denn ich mag einfach nicht mehr unter Leute gehen. Ich will mir die Decke über den Kopf ziehen und geweckt werden, wenn alles wieder seinen normalen Gang nimmt.

 

Das Hamsterrad aus Arbeit, zuhause, schnell mal in den Supermarkt und mit den Hunden raus dreht sich unaufhörlich weiter und man selber setzt stoisch einen Fuß vor den anderen. Was bleibt einem auch anderes übrig? 

Ein bisschen was passiert ist dennoch in den letzten zwei Monaten, obwohl sie gefühlt einfach an mir vorbei gezogen sind.


Am 01. Februar war World Galgo Day, der Tag, der den spanischen Windhunden gewidmet ist, um darauf aufmerksam zu machen, unter welchen grausamen Bedingungen sie in Spanien gehalten werden. Dort sind sie nichts weiter als ein Gebrauchsgegenstand, der zur Jagd auf Hasen in Wettkämpfen eingesetzt wird. Der 01. Februar ist in Spanien das Ende der Jagdsaison und bedeutet für jährlich schätzungsweise etwa 50.000 Hunde den grausamen Tod. Da sie ab diesem Tag nutzlose Fresser sind, werden sie brutal entsorgt: erhängt, ertränkt, erschossen, zum Verhungern und Verdursten irgendwo angebunden, in die Tötung gebracht. Auch unsere Lima war in der Tötung und wurde abgemagert und traumatisiert von einer Tierschutzorganisation dort herausgeholt, weshalb ich nicht müde werde, über diese Zustände aufzuklären. 

Am 07. Februar gab es was zu feiern, denn unser kleiner Spike wurde 14. Spike hat im letzten Jahr leider sehr abgebaut, denn seit er zusätzlich zu seiner Blindheit nun auch noch fast taub ist, kann er sich immer schlechter orientieren und driftet teilweise im Haus herum wie eine Billardkugel. Organisch ist bei ihm laut dem letzten Seniorencheck alles top in Schuss und vor allem das Herz ist extrem kräftig. Trotzdem ist mir klar, dass wir nicht mehr viele Geburtstage feiern werden und dieser Gedanke ist sehr sehr schlimm für mich.


Noch einen Quasi-Geburtstag gab es im Februar zu feiern: Limas. Wir wissen leider nicht Ihr genaues Geburtsdatum, nur, dass Sie am 26. Februar 2013 aus der Tötung befreit wurde. Schätzungsweise ist sie jetzt 11 oder 12 und ja, auch ihr merkt man das Alter immer mehr an. Sie mag nicht mehr so rennen wie früher und baut an den Hinterbeinen Muskelmasse ab. Der letzte Seniorencheck hat bei ihr Herzgeräusche ergeben, allerdings zum Glück noch keine, bei denen man sich Sorgen machen muss.


Womit uns dieser Februar wohl immer in Erinnerung bleiben wird, ist die Schneewalze, die uns plötzlich überrollte. Es schneite und schneite und wollte nicht mehr aufhören. Chaos auf den Straßen, kein Durchkommen, selbst Räumdienste gaben sich irgendwann geschlagen. Tatsächlich musste ich an einem Tag meinem Vorgesetzten mitteilen, dass ich nicht zur Arbeit kommen konnte, dass bei uns keine Straße, noch nicht mal die Bundesstraße geräumt sei. Für Autofahrer war dieser Zustand eine Katastrophe, für das Kind in uns jedoch ein Grund zur Freude. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt dermaßen viel Schnee gesehen habe und ich muss gestehen, dass ich es genossen habe. Die damit einhergehende Kälte war allerdings das Übel dabei, denn mit minus 22 Grad hatten wir den Rekord in der Region und heute sehe ich die Folgen: Viele Pflanzen haben diese Temperaturen nicht überlebt. 

Der März sollte ein paar Lockerungen bringen. Ab dem 01. hatten die Friseure wieder geöffnet und der Göttergatte war mehr als glücklich, direkt einen Termin bekommen zu haben - bei ihm lockten sich die Haare auf dem Kopf bereits.


Eine Woche später machten auch die Geschäfte wieder auf, was aber, wie weiter oben schon erwähnt, für mich keine Relevanz hatte. Ich bin noch nie besonders gern einkaufen gegangen und mittlerweile mag ich es immer weniger. Wenn es nach mir ginge, würden Restaurants und Cafés wieder öffnen, denn die haben ja wenigstens ein sinnvolles Konzept im Gegensatz zu unserer Politik. Aber mich fragt ja keiner.....


Habt Ihr mal versucht, während der Corona-Zeit ein Auto zu verkaufen? - Schwierig! Sehr schwierig! Mein VW Up sollte endlich weg aber keiner wollte ihn haben. Der Gebrauchtwagenmarkt ist momentan dermaßen am Boden, das ist nicht mehr normal. Etwa 20 km von uns entfernt befindet sich Hessens größtes Steuerloch, der Flughafen Kassel-Calden. Auf den Rollbahnen des alten Flughafens gegenüber karrt nun VW seit geraumer Zeit Leasing-Rückläufer an. Dort stehen mittlerweile mehrere 1000 Autos, die zwei Jahre alt sind und nicht verkauft werden. Die Rollbahnen sind bereits so voll, dass die Autos jetzt schon auf den Parkplätzen des neuen Flughafens stehen. Da fragt man sich doch, was hier nicht stimmt? Besser werden die Autos vom Rumstehen im Regen ja schließlich auch nicht. Oh, und ich konnte den Up dann doch noch verkaufen. Und er bleibt in der Familie.


So wie uns der Februar mit Schneemassen in Erinnerung bleibt, so spulte der März das komplette Gegenprogramm ab: Plötzlich war Frühling! Von Minusgraden innerhalb weniger Tage auf bis zu 25 Grad plus, da freute sich nicht jeder Kreislauf drüber. Aber es war so herrlich, denn automatisch war bei uns den ganzen Tag die Terrassentür offen und wir fingen an, im Garten herumzubuddeln. Mein neues Auto wurde zum ersten Mal mit offenem Verdeck ausgefahren, zum ersten Mal in diesem Jahr wurde an der Eisdiele Halt gemacht und es tat einfach so gut, die Sonne wieder zu spüren. Plötzlich fand man diesen ganzen Corona-Kram nur noch halb so schlimm und blickte etwas optimistischer in die Zukunft. 

So wie Spike auf diesem Bild an mir vorbei huscht, so ist gefühlt auch das erste Viertel von 2021 an mir vorbeigehuscht. Dieses monotone Leben gefällt mir ganz und gar nicht, das tut keinem von uns gut. Ich will wieder Erinnerungen machen können und darüber schreiben. Hoffen wir also auf den April..... 

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