(Hinweis: Kooperation) Noch vor gar nicht allzu langer Zeit hatte der Titel "Urlaub in Deutschland" einen angestaubten und spießigen Beigeschmack. Man fuhr in den Süden oder überflog die Ozeane, um die schönste Zeit des Jahres an möglichst exotischen Orten zu verbringen. Urlaub in Deutschland hingegen....das war eher etwas für die Generation 60+. Oder für Asiaten und Amerikaner, die leider immer noch der Meinung sind, mit der Zugspitze, Schloß Neuschwanstein und dem Hofbräuhaus ganz Deutschland kennengelernt zu haben.
Aber wie fast alles im Leben hat sich auch das Thema "Reisen" einem erheblichen Wandel unterzogen und man hat zum Glück erkannt, dass Deutschland als Reiseland mehr zu bieten hat als Dirndl, Bier und Gamsbart. Sehr viel mehr!
Mitte Mai 2017 wurde ich von Bispingen Touristik e. V. zu einem Wochenende in der Lüneburger Heide bei Bispingen eingeladen, in eine Region, die schon länger auf meiner Bucket List stand und von der ich niemals gedacht hätte, dass sie so vielseitig ist. Actionfans, Kulturbegeisterte, Sportler, Naturliebhaber, Tierfreunde und jene, die einfach nur entspannen wollen: Hier kommt wirklich jeder auf seine Kosten!
Ich habe an diesem Wochenende in Bispingen eine Menge gesehen und erlebt und möchte Euch hier nun meine persönlichen Tipps für Natur- und Tierfreunde vorstellen:
Man trifft sie immer wieder in der autofreien Heide: Kutschen, die meistens von zwei Kaltblütern gezogen werden und von denen aus die Urlauber die Schönheit der Landschaft ganz entspannt bewundern können.
In keiner anderen Gegend in Deutschland gibt es ein derart großes Angebot an Kutschfahrten, daher hat die Region Lüneburger Heide sich etwas einfallen lassen, um eventuelle "schwarze Schafe" von vorneherein auszubremsen und das Siegel "Qualitätskutscher" eingeführt. Qualitätskutscher sind jene Kutscher, die umfangreich in den Themen Natur, Kultur und Geschichte geschult sind und somit den Fahrgästen während der Kutschfahrt eine Menge Interessantes erzählen können.
Selbstredend werden die Zugpferde einer regelmäßigen Gesundheitskontrolle und die Kutschen einer regelmäßigen TÜV-Prüfung unterzogen.
Wenn Ihr mal in der Gegend seid, solltet Ihr dieses Erlebnis auf gar keinen Fall verpassen, denn Ihr erfahrt hier bei entspannendem Geschaukel über den sandigen Heideboden sehr viel Wissenswertes und auch einige Anekdoten über die Region. Wusstet Ihr zum Beispiel, dass Napoleon einst hier gewirkt hat und einige Straßen und Brücken bauen liess?
Sie ist aus dem typischen Bild der Lüneburger Heide nicht wegzudenken: Die Heidschnuckenherde mit den Hütehunden und dem Schäfer. Wenn man Glück hat, trifft man bei Kutschfahrten oder auf Wanderungen auf solch eine Herde, die meist einige hundert Tiere stark ist.
Die Heidschnucken gehören zu den Nordischen Kurzschwanzschafen und sind sehr genügsam. Das Hauptzuchtgebiet ist immer noch in der Lüneburger Heide, wegen des sehr beliebten wildartigen Geschmacks des Fleisches ist die Rasse aber mittlerweile über ganz Europa verteilt.
Aus der Heide ist sie aber allein aus dem Grund schon nicht wegzudenken, da sie dort Landschaftspflege betreibt.
Tatsächlich ist es so, dass die Lüneburger Heide ohne diese Tiere nicht erhalten werden könnte. Die Schnucken fressen als einzige Schafsrasse aufkommende Gehölze und halten das Heidekraut kurz - anderenfalls würde dieses Gebiet zuwuchern.
Unterstützt werden die Heidschnucken immer auch durch einige Ziegen, die sich in der Herde befinden und die schon höheren Baumschößlinge abfressen.
Die Schäfer sind staaatliche Angestellte und haben definitiv (zumindest bei schönem Wetter) einen Traumjob: Keine nervenden Chefs oder Kollegen und den ganzen Tag unterwegs in dieser einmaligen Landschaft.
Hier sieht es aus wie in einem Freilichtmuseum - tatsächlich ist Wilsede aber ein bewohntes Heidedorf, allerdings eins mit einer langen Geschichte. 40 Einwohner gibt es hier, alte Bauernhöfe, Reetdachhäuser, einige Museen, ein Geschäft und Gastronomie.
Im Sommer ist Wilsede ein wahrer Touristenmagnet, obwohl es einzig den Bewohnern gestattet ist, hier mit dem Auto zu fahren. Für alle anderen gilt: Per Kutsche, zufuß oder mit dem Fahrrad.
Wilsede liegt nicht nur mitten im Naturschutzgebiet, hier lebt man auch im Einklang mit der Natur, und da wäre ein Parkplatz voller Autos oder Reisebusse wohl mehr als fehl am Platz.
Und obwohl das Dorf wirklich fast schon Bullerbü-Charakter hat, gibt es hier einiges zu entdecken: Das Leben der Bauern um 1850, Sonderausstellungen zu den Themen "Lüneburger Heide" und "Naturschutzpark e. V.", Bilderausstellungen zur Flora und Fauna in der Heide, ein Kräuter- und Gemüsegarten mit typischen Pflanzen der Region und ein Andachtsraum zum Jakobsweg, in dem man auch einen Stempel für den Pilgerpass erhält.
Neben dem wohl weltgrößten Vogelpark Walsrode, der ganz in der Nähe von Bispingen ist, gibt es auch noch - eine ganze Nummer kleiner - das private Greifvogelgehege Bispingen.
Die Besitzerin Frigga Steinmann-Laage, die ich persönlich als absolutes Unikat bezeichnen würde (was ganz und gar nicht böse gemeint ist), vermittelt den Besuchern hier auf äußerst unterhaltsame Art und Weise sehr viel Wissenswertes über ihre über 200 Eulen und Raubvögel.
Uhu Katharina (oben links im Bild) ist der Star der Show und darf auch gestreichelt werden. Der Seeadler (oben rechts im Bild) ist hingegen ein Tier von einer solch imposanten Größe, dass man das Streicheln tunlichst unterlässt.
Ich persönlich halte die Gefangenschaft von Wildtieren generell für unnötig und hatte bei der Vorführung bisweilen den Eindruck, dass manche der Vögel erheblich unter Stress standen. Betonen möchte ich hier aber auf jeden Fall, dass die Tiere, wenn sie gerade nicht den Besuchern gezeigt werden, in Volieren leben, in denen sie ein wenig fliegen können. Nicht so wie in freier Wildbahn natürlich, aber zumindest ein paar Meter. Die Betreiberin arbeitet zudem eng mit dem NABU zusammen und wildert auch Vögel aus (die dann aber ab und zu wieder zu ihr zurückkommen), zieht sie per Hand groß und liebt sie als ob es ihre Kinder wären.
Wenn Ihr das Greifvogelgehege besuchen möchtet, rate ich Euch, das unter der Woche zu machen, da es am Wochenende sehr voll werden kann.
Der heimliche kleine Star des Geheges ist übrigens dieses entzückend hässliche Uhu-Baby. Es ist gerade mal sechs Tage alt und man sieht noch den weißen Eizahn am Schnabel. Frau Steinmann-Laage zieht es mit der Hand auf, was mit Sicherheit sehr arbeitsintensiv ist, da wir ja alle wissen, dass kleine Vögel permanent Hunger haben.
Im Alter von drei Monaten wird der Flauschknäuel dann endlich wie ein richtiger Uhu aussehen und vermutlich seinen Auftritt in der Vorführung haben - oder ausgewildert und frei mit seinen Artgenossen irgendwo durch die Heide fliegen. Ich persönlich wünsche ihm letzteres.
Der Totengrund gilt als schönstes Tal der Lüneburger Heide. Egal ob im Sommer oder im Winter - dieses Fleckchen Erde begeistert einfach jeden. Auch unsere Truppe, die sich früh morgens um 05.00 h aufmachte, um den Sonnenaufgang im Totengrund zu bewundern.
Ich hasse frühes Aufstehen, aber wie Ihr seht, hat es sich in diesem Fall ja absolut gelohnt.
Wenn Ihr ebenfalls zum Totengrund wandern wollt, parkt am besten beim Friedwald außerhalb von Behringen, durchquert diesen Wald und folgt dem Weg zum Totengrund. Diesen könnt Ihr umrunden, ein Stück des Hermann-Löns-Weges entlang laufen und kommt wieder durch den Friedwald zurück zum Parkplatz. Der komplette Weg beträgt etwa 7 - 8 km.
Bleibt nur noch zu sagen, dass diese Wanderung definitiv mein Natur-Highlight am Bispingen-Wochenende war und ich unbedingt im Sommer zur Heideblüte diesen Ort erneut aufsuchen muss!
Vielen herzlichen Dank an Bispingen Touristik e. V., die mich zu diesem Wochenende eingeladen haben. Trotzdem gilt natürlich: MEIN BLOG - MEINE MEINUNG!