Öland - Eine kleine Insel voller Geschichte

* selbst finanzierter Urlaub 


Als Camper ist man ja zum Glück flexibel, denn man hat in der Regel vorher nichts gebucht und kann dort ein paar Tage länger bleiben, wo es einem gefällt und da sofort wieder abreisen, wo es einem gar nicht zusagt. Oder man ändert kurzfristig die Reiseroute. So wie wir im Sommer 2016 auf unserem Campingtrip durch Südschweden.

Die kleine Insel Öland kam ursprünglich gar nicht in der Planung vor, denn wir wollten an der Küste hoch bis nach Stockholm und anschließend durchs Landesinnere wieder zurück. Wer Schweden kennt, weiss dass dieses Land schmal und seeeehr seeehr lang ist. Da reist man als Camper einige Kilometer, hat in der Regel aber trotzdem nur einen groben Zeitplan. Kleine Schwenker nach rechts und nach links sind bei uns normal, denn aus Erfahrung wissen wir, dass man da so einige interessante Sachen entdeckt.

Diesen Sommer beschlossen wir also spontan, zwei Tage auf Öland einzuschieben und am dritten Tag nach Västervik weiterzufahren.

Kennt eine/r von Euch die Romane von Johan Theorin? Samt und sonders spielen sie auf Öland und grundsätzlich wird diese Insel von dem Autor als kalt, düster, neblig und ungemütlich beschrieben. - Und genau so empfing uns Öland auch, was uns daran zweifeln liess, ob diese Idee mit dem spontanen Abstecher jetzt wirklich so gut war? Wir hatten Mitte Juni, es regnete und regnete und regnete und das Thermometer zeigte um die 10 Grad. Andererseits......wenn die königliche Familie ihre Sommer hier verbringt, kann es ja nicht so schlimm sein, oder? Also erstmal `ne Nacht drüber schlafen........

 

....und richtig! Am nächsten Tag war es warm und trocken und ab und zu kam sogar die Sonne heraus.

Auf Öland gibt es viel zu sehen, wir hatten uns aber nun für unseren Abstecher den Norden der Insel ausgesucht und begannen das Kulturprogramm mit der Erkundung der Burgruine von Borgholm, von den Schweden Borgholms Slot genannt.

Das Schloss steht ziemlich einsam auf einer weiten Ebene nahe der Stadt Borgholm auf der Westseite der Insel. Es ist ursprünglich aus einem Wehrturm aus dem 12. Jahrhundert entstanden und wurde im Zuge der Kriege der Schweden gegen die Dänen zu einem strategisch wichtigen Punkt und daher ständig erweitert.

Aus dem Wehrturm wurde eine Burg, aus der Burg wurde in der Renaissance unter Johann III. ein Schloss mit mehreren Flügeln, das wiederum im 17. Jahrhundert zu einer bedeutenden Barockanlage umgebaut wurde.

Anfang des 18. Jahrhunderts verlor das Schloss an Bedeutung, denn die Grenze zu Dänemark verlief nun anders und es gab bessere strategische Punkte und für die Upper Class reizvollere Schlösser rund um Stockholm.

Ein Brand im 19. Jahrhundert besiegelte das Schicksal des Schlosses als Ruine. Jedoch als eine der bedeutsamsten in Schweden.

Als Besucher zahlt man nun also seine (umgerechnet) ca. 9,- Euro Eintritt und kann sich dann eigentlich im kompletten Schloss frei bewegen. Da hier immer wieder angebaut und erweitert wurde, gibt es viele Zimmerfluchten, Innenhöfe, Keller, Ställe, Wehrgänge und und und zu entdecken. Außerdem eine Ausstellung, die so einige Überraschungen bereit hält.

Hier kann man sich einige Stunden aufhalten, denn langweilig wird es bestimmt nicht. Hunde kommen übrigens umsonst rein und wem das Schloss bekannt vorkommt: Die schwedische Band Roxette hat hier ihr Video zum Song "Listen to your heart" aufgenommen.

 

Wer von der ganzen Kultur hungrig ist, dem empfehle ich anschließend einen Abstecher zum Kaffeetrinken zum nahegelegenen Schloss Solliden, wo Königs ihren Sommer verbringen. Hier gibt es ein süßes kleines Café inmitten eines wunderschönen Parks. Und Kuchen backen - das können sie, die Schweden! Zudem gibts den Kaffee hier (wie eigentlich überall in Schweden) als "Refill". das heißt, man bezahlt einmal und kann sich dann die Tasse erneut auffüllen, soviel man will.

 

Nach einer kleinen Stärkung ging es für uns weiter zum Bla Rör. Was zunächst hinter den Bäumen hervorlugt und aussieht wie eine Bauschuttdeponie, ist ein bronzezeitlicher Grabhügel. Und zwar mit einem Durchmesser von 40 Metern und einer Höhe von drei Metern der größte auf Öland.

Leider ist nicht bekannt, um wessen Grabstätte es sich handelt. Aufgrund der immensen Größe der Anlage dürfte es sich allerdings um eine sehr bedeutende Persönlichkeit gehandelt haben. Bei ersten Ausgrabungen 1849 stellte man leider fest, dass das Grab bereits geplündert war. Bei erneuten Ausgrabungen 1927 fand man vier bis dahin unbekannte Gräber, von denen man zwei auf die frühe und zwei auf die späte Bronzezeit datierte.

Wenn man bedenkt, welche Massen an Steinen bewegt werden mussten, um dieses Grabmal zu erbauen.....beeindruckend, nicht wahr?

 

Zum Abschluss des Tages war uns noch ein wenig nach sportlicher Betätigung und so liessen wir unser Kanu vor Byrums Raukar im Kalmarsund zu Wasser.

Das Meer ist hier glasklar und sehr flach, was an den vielen Kalksteinplatten liegt, die auf dem Grund liegen. Am Ufer stehen etwa 120 Rauken, wie die Kalksteinsäulen genannt werden, die durch das Meerwasser ihre Form erhalten haben. Wie in einer Mondlandschaft kommt man sich vor, wenn man zwischen den bis zu vier Meter hohen Säulen umherwandert und wenn man Glück hat, findet man sogar einige Fossilien.

 

Auf dem unteren Foto seht Ihr in der Ferne eine kleine Insel: Bla Jungfrun ist eine unbewohnte Granitinsel und angeblich das schwedische Pendant zum Blocksberg.

 

P.S. Am nächsten Tag, unserem Weiterreisetag, hat es dann wieder wie aus Eimern geregnet....

 

 

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