Buchbesprechung: Michaela Kastel - Worüber wir schweigen

*Rezensionsexemplar 


Erster Satz:

"Ich habe nicht immer an Schlaflosigkeit gelitten."


Mit ihrem Erstlingswerk "So dunkel der Wald" hat die Autorin Michaela Kastel für Furore gesorgt, Preise abgeräumt und von sich reden gemacht. Dementsprechend hoch waren somit die Erwartungen zu ihrem zweiten Buch "Worüber wir schweigen".

 

Ich persönlich bin "unvorbelastet" an dieses zweite Werk herangegangen, da ich das erste nicht kenne. Der Klappentext hörte sich interessant an, der Plot ebenso und Thriller sind ja sowieso genau mein Ding.

 

Leider muss ich nun jedoch sagen, dass mich dieses Buch in keinster Weise überzeugen konnte. 

 

Fangen wir bei der Bezeichnung "Thriller" an: Ein Thriller ist für mich ein Buch, das mich alles um mich herum vergessen lässt, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt und das mich Seite um Seite umblättern und weiterlesen lässt, obwohl ich eigentlich etwas ganz anderes machen müsste. Spannung ist hier das Zauberwort. Es muss spannend sein! - "Worüber wir schweigen" hat meiner Meinung nach jedoch die Bezeichnung "Thriller" absolut nicht verdient. Bestenfalls ist es ein leichter Krimi, allerdings dann auch eher für Jugendliche. Denn um die Geschichte von vier Jugendlichen geht es hier - wieder aufgerollt nach etwa 12 Jahren und in der heutigen Zeit, in der einer tot ist und der Rest nichts mehr miteinander zu tun hat. Die gute alte Dreiecksgeschichte war`s, bei der die beste Freundin was mit deinem Freund hat....

 

Die Charaktere: Hier hat die Autorin ein wenig zu tief ins Klischeetöpfchen gegriffen, denn anstatt den Protagonisten etwas mehr Tiefe zu geben, so dass man als Leser eine Beziehung zu ihnen aufbauen kann, präsentiert sie uns einfach nur einen gestörten Haufen. Die Mutter, depressiv und drogenabhängig, die sich nicht um ihre Tochter kümmert, die Tochter, die schon in jungen Jahren derbe einen an der Klatsche hat, der fremdgehende Vater, der gutaussehende Schulschwarm, der nicht allzu helle in der Rübe ist, die Freundin, die einfach nur eine Mitläuferin ist und über keinerlei Selbstbewusstsein verfügt, die fremdgehende Nachbarin und der kleine Dicke, der nirgendwo dazu gehört. Na bravo! Bester Stoff für einen Teenie-Film, den man so oder so ähnlich aber wohl schon tausend Mal gesehen hat. Frohnaturen sind sie alle miteinander nicht, was das Buch sehr grau in grau erscheinen lässt.

 

Die Geschichte: Einer stirbt, eine wird darüber depressiv, die andere haut ab aus dem österreichischen Kaff in die große weite (österreichische) Welt. Nach Jahren kommt letztere wieder, um nun endlich mal zu erfahren, warum damals gestorben wurde und wie das Ganze überhaupt geschehen ist. Ein Plot, aus dem man durchaus etwas hätte machen können, in dem für mich allerdings nur Langeweile vorherrschte.

 

Das Anteasern: Wenn mir etwas mehrmals spektakulär angekündigt wird und dabei ein ziemliches Geheimnis darum gemacht wird, dann will ich auch, dass am Ende was geliefert wird. In diesem Fall geht es um eine ominöse Blechbox, die die Hauptprotagonistin mit sich herumschlürt und in der sich Wunder was befindet, das sie zum großen Showdown braucht. Die Auflösung.......kalter Kaffee ist spannender.

 

Die Logik: Mich wundert wirklich, dass das scheinbar noch niemandem aufgefallen ist, aber in dieser Geschichte gibt es einen ganz fetten Logikfehler, ausgerechnet bezogen auf den Teil des Buches, um den sich eigentlich fast alles dreht. Leider kann ich hier nicht ins Detail gehen, da ich ansonsten spoilern müsste. Aber genau diesen Logikfehler würde man bei einem Jugendbuch wohl verzeihen.

 

Offene Fragen: Positiv zu erwähnen ist auf jeden Fall, dass in diesem Buch keine Fragen offen bleiben. Allerdings wird gegen Ende noch wie nebenbei etwas aufgeklärt, bei dem ich mich wirklich fragen musste "Was soll ich jetzt mit dieser Information anfangen?". Für mich hatte das Ganze weder Hand noch Fuß.

 

Das Cover: Ich finde es absolut großartig! Ehrlich! Es ist wunderschön und die Schrift und die Dornen schimmern sogar ein wenig. Komisch nur, dass im ganzen Buch nicht ein einziges Mal Dornen oder Schmetterlinge auftauchen.

 

Der Schreibstil: Hier sei absolut hervorzuheben, dass die Autorin mit Wörtern umgehen kann und einen sehr eingängigen und flüssigen Schreibstil hat. Wäre das nicht der Fall, hätte ich "Worüber wir schweigen" vermutlich vorzeitig abgebrochen.

 

MEIN FAZIT zu diesem Buch mag hart klingen, aber von mir gibt es für "Worüber wir schweigen" keine Leseempfehlung und 1,5 VON 5 GLITZERSTERNEN

 

 


INFOS ZUM BUCH

 

TITEL: Worüber wir schweigen

AUTORIN: Michaela Kastel

VERLAG: Emons

 

ISBN: 978-3-7408-0643-9

ERSCHIENEN im Oktober 2019

FORMAT: Gebundene Ausgabe

SEITEN:320

PREIS: 20,00 Euro


Offenlegung: Diese Ausgabe von "Worüber wir schweigen" wurde mir zu Rezensionszwecken vom Emons Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt. Diese Tatsache beeinflusst allerdings in keinster Weise meine Meinung zu dem Buch, denn wie immer gilt: MEIN BLOG - MEINE MEINUNG!


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