Ein neues Jahr bedeutet immer auch einen Neuanfang. Und obwohl es sich beim ersten Januar ja eigentlich nur um ein Datum handelt, ist es doch viel mehr als das - die Verheißung, dass nun ein Schlussstrich unter Altes und Lästiges, Trauriges, Schlechtes und Unliebsames gezogen wird und ab sofort alles besser wird. Jahr für Jahr glaubt und hofft man aufs Neue. Dieses Jahr allerdings sind die Hoffnungen höher denn je gesteckt, denn wir befinden und im zweiten kompletten Lockdown, das Corona-Virus bestimmt fast unser ganzes Leben und die Zahlen der Infizierten steigen stetig. Hätte uns vor genau einem Jahr jemand so etwas prophezeit, hätten wir vermutlich gedacht, dass derjenige zu viele Science Fiction Filme sieht.
Doch schon dieses Silvester war anders als gewohnt. In ruhiger Zweisamkeit haben wir Raclette gegessen und anschließend Serien geguckt. Um Mitternacht kurz auf einen Sekt draußen und mit Abstand mit den Lieblingsnachbarn angestoßen - das war's.
Und das Feuerwerk? - Nicht der Rede wert. Dass der Verkauf dieses Jahr verboten wurde, fand ich persönlich gut. Unser Planet vermutlich ebenso, denn wie viele Millionen Tonnen Müll dabei vermieden wurden, kann man sich denken. Auch die Tiere, ob wild oder im Haus lebend, waren sicher nicht böse drum, dass es nur vereinzelt hier und da mal knallte und der Spuk nach 20 Minuten schon wieder vorbei war. Und trotzdem.... hat sich das Ganze nicht richtig angefühlt. So als wäre genau dieser Silvesterabend ein Vorzeichen auf das, was uns allen noch bevorsteht.
Denn es ist ja nunmal die bittere Wahrheit: Wir werden erneut zum Stillstand gezwungen, unser Leben spielt sich zwischen der Arbeit und zuhause ab. Soziale Kontakte haben wir nicht mehr und wenn wir mit den Hunden spazieren gehen, machen wir einen großen Bogen um andere Menschen. Wir befinden uns seit Mitte Dezember in einem Standby-Modus. Nur das Nötigste. Tag für Tag. Und dabei wollen wir doch so gern endlich mal wieder etwas erleben!
Der erste Tag dieses neuen Jahres, in das wir so viele Hoffnungen setzen, fing trocken und sonnig an. Zudem hatten wir beide eine Woche Urlaub, worüber wir uns allerdings nur mäßig freuten, denn man kann ja nicht viel machen. Reisen ist zur Zeit völlig undenkbar, Restaurant- und Cafébesuche, Treffen mit Freunden, Museum, Shoppingbummel, Kino, Sauna, Flohmarkt.... nichts geht in diesen Tagen, in denen einen immer mal wieder ein emotionales Tief einholt, das von traurig über wütend und genervt bis völlig gleichgültig alles zu bieten hat.
In weiser Voraussicht habe ich mir zu Weihnachten ein Netflix-Abo gewünscht - und so verbrachten wir unsere Urlaubsabende nun also vor dem Fernseher und wurden gezwungenermaßen zu Serien-Junkies. "Dark", "Haus des Geldes", "Emily in Paris", "Der Tatortreiniger", "Lupin" und manche andere vertrieben uns allerdings ausgezeichnet die Zeit.
Weniger schön, jedoch nicht weiter überraschend, hingegen war es, als bekannt wurde, dass der Lockdown, der ursprünglich bis zum 10. Januar dauern sollte, nun bis zum 14. Februar verlängert wird. Die Zahlen der Infizierten steigen stetig, was zur Folge hatte, dass man seine Kontakte nun noch weiter einschränken musste.
Am 13. Januar wird in Schweden das Knut-Fest gefeiert, das tatsächlich nicht von Ikea erfunden wurde sondern traditionell das Ende der Weihnachtszeit besiegelt. Wir haben das immer zum Anlass genommen, den Baum rauszuschmeißen und mit Freunden im Garten bei Lagerfeuer, Hot Dogs und Glühwein das erste Fest des Jahres zu feiern. - Dieses Jahr schmückte ich allein und in aller Stille den Baum ab und brachte ihn raus auf die Terrasse. Es war der schönste Baum, den wir je hatten und er hat ein solch unwürdiges Ende wirklich nicht verdient.
Das Wetter konnte sich nicht so richtig entscheiden, ob es nun Winter sein wollte oder nicht und puderzuckerte hier und da mal etwas vor sich hin, blieb aber nie lange. Wir bekamen den heißen Tipp, dass unweit von uns in einem höher gelegenen Teil von Kassel ein wahres Winterwonderland sei und wurden nicht enttäuscht.
Auf den Rodelhängen herrschte viel Betrieb, in den Wäldern hatte man jedoch seine Ruhe. Und wir genossen es so sehr, endlich mal wieder Schnee zu sehen, so viel Schnee, dass alles, aber auch wirklich alles, weiß umhüllt war. Da wohnen wir also seit zehn Jahren nur 30 km entfernt von einem Skilift und hatten keine Ahnung, dass es den gibt!
Kurz darauf wurde uns dieses Vergnügen allerdings dann auch schon wieder genommen: Der Inzidenzwert in unserem Kreis stieg auf über 260 und wir bekamen die berühmte 15 km Leine "angelegt".
Also erneut: Arbeit, zuhause, kurz mal in den Supermarkt, mit den Hunden spazieren gehen. Und man fragte sich, wie lange man noch so leben soll? Dass man schon längst nicht mehr so leben wollte, ist klar. Dass man so ziemlich alles vermisste, was man nie zu schätzen wusste, weil es eben selbstverständlich war, ist umso bitterer.
Eigentlich wäre ja nun eine Menge Zeit zum Lesen und zum Bloggen gewesen. Könnte man meinen. Tatsächlich ist es aber immer noch so, dass ich mich sehr sehr schwer für irgendwas motivieren geschweige denn begeistern kann. Diese ganze derzeitige Lage zerrt sehr an meinen Nerven und laugt mich geradezu aus. Womit ich im Januar extrem viel Zeit verbracht habe, ist Schlafen. Und ich bin immer noch so müde von immer weiteren schlechten Nachrichten und gereizten Menschen, dass ich mir nur noch die Decke über den Kopf ziehen will. Ich weiß, dass das auch wieder vorbei geht, aber gerade jetzt raubt mir dieser Zustand immer mehr Kraft.
Eine Zusammenfassung meiner gelesenen Bücher im Januar 2021 findest Du HIER
Der Göttergatte hingegen lenkt sich am liebsten mit handwerklichen Tätigkeiten ab, in diesem Fall mit dem Ausbau unseres Vans, der zur Zeit übrigens unsere einzige Hoffnung ist, dieses Jahr mal in den Urlaub zu kommen, da wir mit ihm autark sein werden. Und es hat sich einiges getan im Januar: Wo vorher schlicht weiße Flächen waren, sind jetzt drei Fenster eingebaut. Der Boden ist soweit vorbereitet und gedämmt, dass man jetzt nur noch das PVC drüber legen muss. Leitungen sind verlegt und Lampen angeschlossen. Der Innenraum ist vertäfelt und gestrichen. Es wird immer wohnlicher und die Vorfreude auf die erste Tour steigt und steigt.
Was der Januar mich gelehrt hat? - Durchhalten. Irgendwie geht's immer weiter. Und wenn man innerlich kurz vorm Überkochen ist, geht man am besten schlafen. Oder macht sich einen Kaffee. Es kann ja nur besser werden.....